Marco Finkendei erinnert sich zurück an seine „Erstiwoche“ im Bachelorstudium, als die Gruppenmitglieder erraten sollten, welche der Kommilitonen in Wirklichkeit eingeschleuste Mentoren sind, und alle auf ihn zeigten. „Ich sah aus wie jemand, der im Master studiert.“ Doch auch er sitzt das erste Mal im Hörsaal. Marco Finkendei hat im Gegensatz zu allen anderen im Raum kein Abitur dafür einen Meister und eine Menge Berufserfahrung im IT-Bereich.
Marco Finkendei war 16 Jahre alt, als er die Sekundarschule verließ. Der Realschulabschluss war der erste Schritt seines Karriereweges, der einige ungeplante Ereignisse bereithielt. „Ich habe nie damit gerechnet, irgendwann mal zu studieren“, erzählt er. Heute ist der 33-Jährige im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an der Universität immatrikuliert.
Vom IT-Praktikum zur Bundeswehr
Technik war schon immer seine Leidenschaft, weshalb für ihn von Anfang an klar war: Es geht in den IT-Bereich. Er schrieb Bewerbungen und erhielt Absagen. „Es war für mich sehr schwierig, bei der Situation auf dem Arbeitsmarkt etwas in der Branche zu bekommen.“
Also absolvierte Marco Finkendei zunächst eine schulische Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten für Informatik. Danach machte er ein Praktikum bei einem kleinen IT-Unternehmen in Barleben, bevor er sich für 10 Jahre bei der Bundeswehr verpflichtete, wo er ebenfalls in der IT arbeitete.
„An den Aufgaben bei der Bundeswehr bin ich besonders gewachsen“, erzählt er. „Da wird man manchmal einfach irgendwo hineingeworfen, was dann eben gemacht werden muss.“ Er entschied sich danach für eine Meisterausbildung in Magdeburg zum Operativen Professional, einem höheren Grad in der IT-Ausbildung, welche ihm später auch den Weg an die Universität ermöglichte.
Nach 12 Jahren erinnerte sich Marco Finkendei an einen Kollegen aus dem Praktikum: Er hatte ihm das Studium „Wirtschaftsinformatik“ in Magdeburg empfohlen und versichert, dass er mit diesem Abschluss beruflich viel erreichen könne. „Beim Einschreiben für das Studium gab es keine Probleme“, erzählt Marco Finkendei. „Was mir aber Sorge bereitet hat, waren Fächer, auf die ich ohne Abiturwissen vielleicht nicht ausreichend vorbereitet war.“ Die Herausforderungen, die er am Anfang befürchtete, waren am Ende keine: Mathe ist trotz fehlenden Abis eines seiner Lieblingsfächer. Und auch der Altersunterschied zu seinen Kommilitonen war kein Problem.
Letztendlich zählt der Wille
Es ist vor allem sein Auftreten, das sich unterscheidet: Marco Finkendei ist selbstbewusster und zielgerichteter, als viele andere Studierende. Das merkt man daran, dass er gern von Gruppenmitgliedern nach vorn geschickt wird, wenn eine Präsentation ansteht, weil ihm das Reden vor Gruppen leichter fällt, oder auch an seinem Zeitmanagement, womit er Studium, Familie und Nebenjob bei VW unter einen Hut bekommt. „Man muss sich natürlich hinsetzen und viel vorbereiten, aber es geht, wenn man will. Und ein so zeitintensives Studium wie Wirtschaftsinformatik muss man wollen, sonst schafft man das nicht.“ Der Grundstein für seinen Erfolg ist seine Leidenschaft zu seinem Fachgebiet. Er habe einfach sein Hobby zum Beruf gemacht. Außerdem, betont Marco Finkendei, bekomme er viel Unterstützung von seiner Familie.
„Für mich persönlich war es der bessere Werdegang“, so Marco Finkendei. „Letztendlich braucht man im Leben nicht viel zu planen vielleicht eine grobe Richtung, aber das meiste passiert von allein.“