„Die in Deutschland gesammelten Erfahrungen sind ein wertvoller Gewinn für mich. Deshalb bin ich der Alexander von Humboldt-Stiftung sehr dankbar, dass sie mir diesen Forschungsaufenthalt an der Universität Magdeburg ermöglicht“, unterstreicht Dr. Zhi Li. Durch Forscherkollegen aus Kanada war Prof. Dr.-Ing. Ulrich Gabbert auf den jungen Wissenschaftler aus China aufmerksam geworden und unterstützte ihn bei der Bewerbung um ein Humboldt-Stipendium. Dr. Li hat Control Engineering an den Universitäten in Qingdao und Shenyang in China studiert und an der Concordia University Montreal, Kanada, promoviert.
Im Mai 2017 kam Dr. Li nach Magdeburg, um für zwei Jahre am Institut für Mechanik zur Modellierung und Regelung von intelligenten (smarten) Struktursystemen und deren industrieller Anwendung zu forschen. In solchen Systemen kommen smarte Materialien zum Einsatz, die in der Lage sind, ihre physikalischen Eigenschaften, wie Geometrie, Farbe oder Länge, durch äußere physikalische Einwirkungen zu verändern. Aus ihnen lassen sich sehr kleine und leichte Aktoren und Sensoren herstellen und in Bauteile integrieren. In Verbindung mit einer Regelung können so beispielsweise durch äußere Störungen hervorgerufene Schwingungen und Formänderungen in Echtzeit kompensiert werden. Zudem arbeiten sie extrem genau und zuverlässig und benötigen wenig Energie. Sie sind daher besonders geeignet für den Bau von Mikro- und Nanorobotern, Mikromanipulatoren sowie für Aufgaben der Mikro- und Nanopositionierung. Einen Nachteil haben sie jedoch, sie weisen eine ausgeprägte nichtlineare Hysterese auf, das heißt, die Wirkung bleibt hinter der einwirkenden veränderlichen Kraft zurück. Um dies auszugleichen, entwickelte Dr. Li im ersten Jahr seiner Forschungen an der OVGU eine neue Methode zur Hysteresekompensation und hat sie für die hochpräzise Regelung eines piezoelektrischen Aktors erprobt. Solche Aktoren werden in Fabry-Perot-Spektrometern für die Untersuchung der Atmosphäre genutzt oder, um Aerosolteilchen zu identifizieren oder das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche zu ermitteln. Die dazu von ihm verfasste wissenschaftliche Arbeit wurde von der renommierten Zeitschrift IEEE Transactions on Industrial Electronics zur Veröffentlichung angenommen. Gegenwärtig arbeitet Dr. Li an der Erweiterung der Methode auf die Hysteresekompensation von drei parallel arbeitenden piezoelektrischen Aktoren.
Der junge Wissenschaftler fühlt sich in der Arbeitsgruppe von Professor Gabbert gut aufgehoben. Im Internationalen Begegnungszentrum hat er eine Wohnung mit seiner Frau und den zwei Kindern bezogen. Sein Sohn geht in den Kindergarten. Ein halbes Jahr hätten sie warten müssen auf diesen Platz, erzählt Dr. Li. Der kleine Knirps liebt es, in den Kindergarten zu gehen, hat dort schon viele Freunde gefunden und ein Lieblingslied gelernt: Schneemann, Schneemann, kalter Mann heißt es, und er singt es jeden Tag. Und noch etwas erzählt Dr. Li mit Begeisterung: Bevor er nach Deutschland kam, interessierte er sich nicht für Fußball. Dann erlebte er live ein Fußballspiel des 1. FC Magdeburg, und er wurde ein großer Fan von Fußball, vom 1. FC Magdeburg und vom FC Bayern München.