Sie hat die Vereinbarkeit von Familie, Beruf oder Studium im Blick: Dr. Loreen Lesske ist Familienbeauftragte an der Universität Magdeburg und seit November außerdem Sprecherin im Verein Familie in der Hochschule e.V. Im Interview spricht sie über die neue Herausforderung und darüber, was sie in der Zukunft geplant hat, um die Uni noch familienfreundlicher zu machen.
Dr. Loreen Lesske kümmert sich als Familienbeauftragte um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Studium an der Uni Magdeburg (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Sie sind Familienbeauftragte der OVGU: Welchen Herausforderungen stellen Sie sich in dieser Position?
Eine Universität ist verantwortlich für Forschung und Lehre. Wir wollen die Studierenden so gut es geht ausbilden, beste Forschungsergebnisse erzielen und sehr gute Fachkräfte gewinnen. Da steht die Vereinbarkeit von Studium/ Beruf und Familie nicht unbedingt im Mittelpunkt. Die Herausforderung ist es, beste Lehre und Forschung zu entwickeln und anzubieten und dabei die Zielgruppe der Studierenden und Beschäftigten mit Familienpflichten nicht aus den Augen zu verlieren. Da bedarf es sehr viel Information, Sensibilisierung und Beratung. Die Herausforderung besteht darin, Arbeitsbedingungen und Familienaufgaben so auszubalancieren, dass weder die beruflichen Pflichten noch die privaten Aufgaben vernachlässigt werden. Und dabei kann ich, können aber auch Kolleg*innen und Vorgesetzte, sehr gut unterstützen.
Wie lange engagieren sie sich schon für die Uni Magdeburg im eingetragenen Verein „Familie in der Hochschule“? Welche Aufgaben haben Sie dort übernommen?
Im Verein arbeite ich für die OVGU seit 2014 mit. Der „Familie in der Hochschule e.V.“ ist ein Zusammenschluss der Institutionen, die die Charta Familie in der Hochschule unterzeichnet haben. Durch die Unterzeichnung der Charta gehen alle 120 Mitglieder die Selbstverpflichtung ein, anspruchsvolle Standards der Familienorientierung zu verfolgen und umzusetzen. Sie definieren die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Wissenschaft mit Familienaufgaben als prägendes Profilelement ihrer Institution. Ich bin dort für die Kommunikation der 120 Mitgliedsinstitutionen verantwortlich. D.h. Projekte müssen abgestimmt, Stellungnahmen verbreitet oder auch gemeinsame Tagungen vorbereitet werden. Diese Tätigkeiten setzen ein hohes Maß an Abstimmung und Kommunikation voraus, da die Kolleginnen und Kollegen überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz an Hochschulen oder hochschulnahen Institutionen tätig sind. Wir nutzen dafür vorwiegend das E-Learning der OVGU aber auch Videokonferenzen.
Nun sind sie Sprecherin des Vereins: Wie kam es denn dazu?
Durch meine langjährige Tätigkeit habe ich den Verein zuverlässig unterstützt. Vorstandsmitglieder sind auf mich zugekommen und haben mich als neue Sprecherin nominiert. Ich freue mich sehr über dieses Vertrauen und die Wertschätzung meiner bisherigen Tätigkeit. Jetzt kommen zu den bisherigen Aufgaben im Bereich der Kommunikation weitere z.B in der Mitgliedergewinnung oder Öffentlichkeitsarbeit hinzu.
Wie gefällt Ihnen bisher Ihre neue Position?
Nun ja, ich wurde ja erst Ende November gewählt. Nach Klärung aller vereinsrechtlichen Fragen, lässt sich schon absehen, dass die Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen intensiver werden wird. Der Austausch über familiengerechte Maßnahmen an den Hochschulen ist extrem wichtig. So müssen wir nicht alle Ideen und Projekte selbst neu entwickeln, sondern können vom Wissen anderer profitieren. Das wird auch die OVGU auf dem Weg zu einer familiengerechten Universität helfen. Und die Hochschullandschaft insgesamt kann von dieser flächendeckenden Zusammenarbeit profitieren.
Wofür setzen Sie sich ein, sowohl als Familienbeauftragte als auch als Sprecherin des Vereins?
In erster Linie ist es meine Aufgabe für familiengerechte Studien- und Arbeitsbedingungen an der OVGU zu sorgen. Dabei sind die Zielgruppen der Tätigkeit sehr divers: Natürlich denken alle zuerst an Studierende und Beschäftigte mit Kindern. Aber wir haben auch pflegende Angehörige an der OVGU, die unterstützt werden sollten. Ich unterstütze ausländische Wissenschafter*innen und ihre Familien beim Start in Magdeburg. Das Thema dual-career wird zunehmend wichtiger, um gute Wissenschaftler*innen für die OVGU zu gewinnen. Die Arbeit ist also sehr vielfältig, die Zielgruppen sehr divers. Meine langjährigen Erfahrungen in diesen Bereichen bringe ich in die gemeinsame Arbeit im Verein ein.
Was sollte sich verändern, um die Vereinbarkeit von Familie, Beruf oder Studium zu erleichtern?
Wir brauchen eine Sensibilität aller OVGU-Angehörigen für diese Zielgruppe. Wir sind da auf einem guten Weg, haben in den vergangenen Jahren viel erreicht. Es gibt den Familienpass für Studierende mit Familienpflichten. Dienstvereinbarungen zur Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort sind für die Beschäftigten eine sehr gute Grundlage zur Vereinbarkeit. Diese und andere Maßnahmen müssen gelebt werden. Es braucht dafür oft viel Toleranz von Vorgesetzten oder Lehrenden in Seminaren. Diese immer wieder einzufordern, Menschen für die Bedürfnisse der Zielgruppe zu sensibilisieren, ist eine Daueraufgabe.
Was haben sie für die Zukunft geplant?
Ich hoffe, dass nach diesem Corona-Winter im Frühjahr wieder mehr Zusammentreffen auf dem Campus möglich sind. Dann kann ich z.B. wieder Veranstaltungen wie den Familienbrunch für alle Studierenden und Beschäftigten mit Familienpflichten organisieren oder auch die Campusferien für den Sommer.
Im Verein möchte ich die gut gelungenen Projekte der OVGU gerne als Empfehlung an andere Hochschulen weitergeben. Ich hoffe im Gegenzug, dass ich sehr von den Erfahrungen der anderen Institutionen bei der Unterstützung der Vereinbarkeit von Studium/ Beruf und Pflegeverantwortung profitieren kann. In diesem Bereich hat die OVGU bisher nur wenig unternommen.
Danke für das Interview, Dr. Lesske!