Die Tür zum OP-Bereich schließt sich kaum mehr, so viele Menschen gehen stetig ein und aus. Fast alle in weißem Outfit. Es ist kurz nach 7 Uhr morgens und da mischt sich wieder ein dunkelgrünes T-Shirt unter die „weißen“ Leute. Oleg Lobach entschuldigt sich bei mir: „Wir machen noch einmal genau die gleiche Tour wie eben.“ Oleg Lobach absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Medizinischen Begleitdienst.
Zum dritten Mal schon holt er an diesem Morgen einen Patienten im Krankenbett aus der Station 8a Urologie ab und bringt ihn in den OP. Normalerweise ist er aber überall im Krankenhaus unterwegs, nicht nur auf dieser Strecke. „Hier auf dem Handy habe ich alle Infos“, zeigt er mir. Die Uhrzeit, Station zum Abholen und Zielort, Name der Person. „Wenn ein Patient infektiös ist, gibt es extra einen Hinweis“, erklärt er. „Dann brauchen wir spezielle Schutzkleidung.“ Mit dem vierten Auftrag wird es erst mal ruhig. Oleg Lobach „begleitet“ eine leere Trage, dann einen leeren Rollstuhl.
Menschlichkeit lernt man in keiner Vorlesung
Nach der ersten Stunde hat er etwas Pause: Im Uniklinikum sind zurzeit alle Patienten da, wo sie sein sollen. Er nutzt die Zeit und erzählt: „Das Beste am Job ist der menschliche Kontakt. Die Arbeit ist immer gleich, aber die Menschen sind immer anders.“ Oleg Lobach ist 21 Jahre alt und sein FSJ ist fast vorbei. Eigentlich wollte er zur Bundeswehr, wurde nicht zugelassen. Das Freiwillige Soziale Jahr war die Alternative. Jetzt bewirbt er sich für ein Psychologiestudium. Oleg Lobach stammt aus Russland, ist im Uralgebirge aufgewachsen. Die erste Klasse hat er noch in Russland absolviert, dann nahm seine Mutter ihn mit nach Deutschland.
Der nächste Patient wartet in der Allgemeinen Chirurgie. Oleg Lobach geht ins Zimmer. Von draußen sind Stimmen zu hören: Der Patient warte noch auf seine Frau, um ihr Bescheid zu sagen. Lobach fragt beim Team der Station nach, ob die Zeit dafür bleibt und geht wieder ins Zimmer. Als seine Kollegen ihm folgen, wird mir klar: Der Patient spricht nur Russisch. Es ist ein glücklicher Zufall, dass der 21-Jährige übersetzen kann.
An einem Arbeitstag begleitet der Freiwillige bis zu 40 Patienten, schätzt er. Genauso viele Menschen arbeiten im Medizinischen Begleitdienst des Universitätsklinikums. Pro Schicht sind es allerdings nur 18 Leute. Sie alle begleiten die Patienten immer nur unterm Dach sobald ein Patient das Haus verlassen muss, sind die anderen Transportdienste dran, zum Beispiel die Malteser. Das gilt auch, wenn es nur wenige Meter sind.
Oleg Lobach ist glücklich mit seiner Entscheidung für den Freiwilligendienst im Patientenbegleitdienst am Uniklinikum, auch wegen der Seminareinheiten zwischendurch. Insgesamt 5 Wochen hat er mit anderen „FSJlern“ in Workshops gelernt: Alkoholsucht und Drogenberatung oder Armut standen auf dem Stundenplan. Aber: „Das Beste war die Abschlussfahrt“, sagt er. Es ging nach Rimini. Abwechslung muss sein, denn die Gänge und Räume im Universitätsklinikum kennt Oleg Lobach mittlerweile in- und auswendig.