Zwischen Kunst und KI, genau an dieser Schnittstelle forscht die Masterabsolventin der Medienbildung, Juliane Ahlborn, an der Uni Magdeburg. In ihrer Doktorarbeit analysiert sie programmierte Kunst und erforscht, wie diese sich auf die ästhetische Bildung des Menschen auswirkt.
Ein Gemälde aus Codes
Ein namenloser Mann mit Hut blickt auf die Betrachter des Gemäldes herab. Seine Augen sind matt, etwas unsymmetrisch, der Mund leicht geöffnet, der Zeichenstil scheint altertümlich. Auf die Frage „Was will uns der Künstler damit sagen?“ gibt es bei diesem Werk keine schnelle Antwort - genauso wenig gibt es einen menschlichen Künstler. Das Gemälde „The Next Rembrandt“ ist das Ergebnis einer Künstlichen Intelligenz, die 346 Bilder von Rembrandt analysierte, codierte und nach Zusammensetzung eines Algorithmus ein neues Kunstwerk erschuf. Denn auch die Kunst wird digital: Per Computercode können mittlerweile nicht nur Gemälde, sondern auch Musik, Kurzfilme oder Texte erzeugt werden. Was bedeutet das für den Betrachter, Hörer, Zuschauer? Wie verändert sich die Sicht der Menschen auf die Kunst?
Juliane Ahlborn beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit mit der "Berechenbarkeit der Künste" (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Juliane Ahlborn von der Fakultät für Humanwissenschaften der Universität Magdeburg forscht genau zu diesen Fragen: In ihrer Doktorarbeit zur „Berechenbarkeit der Künste“ beschäftigt sie sich mit dieser neuen Art von Kunst. „Ich erforsche, wie sich einerseits die Kunst und andererseits die Wahrnehmung von Kunst verändert“, erklärt Juliane Ahlborn, „und wie ästhetische Bildung in Zukunft stattfinden kann“. Wie ein Kunstwerk entsteht, beeinflusse nämlich auch, wie es betrachtet wird. „Da diese Kunst nur aus Codes besteht, ist es auch für die Betrachtung wichtig, die Codes zu verstehen – so könnte Coding als Teil der Lese- und Schreibkompetenz vermittelt werden“, erklärt die Wissenschaftlerin.
„Bildung in der digitalen Welt“
Ihre Arbeit ist Teil der Forschung zum Kreativen Programmieren, dem Creative Coding: Gemeinsam mit der Filmuniversität Babelsberg erforschen Juliane Ahlborn und ihr Doktorvater, Juniorprofessor Dan Verständig, wie Programmieren kreativ vermittelt und Computercodes kritisch gelesen werden können. „Dabei bringt die Filmuniversität die Expertise zu kreativen Technologien ein, während wir uns in Magdeburg auf die Bildung und Vermittlung aus humanwissenschaftlicher Sicht konzentrieren“, erzählt Dan Verständig.
Vom Studium zur Doktorarbeit
Juliane Ahlborn saß selbst als Studentin der Medienbildung in den Hörsälen der Uni Magdeburg. „Neben pädagogischen und medienwissenschaftlichen Fächern belegen Studierende der Medienbildung auch Informatikkurse, können Filme drehen oder analysieren Computerspiele." Die Medienbildnerin organisierte beispielsweise neben ihrem Studium die jährlich im Opernhaus stattfindende Videoexpo mit. „Ich habe mich schon immer für Kunst und Medien interessiert“, sagt Juliane Ahlborn, die sehr gern zeichnet - auch ohne KI. „Medienbildung“, so die Doktorandin über ihr Studium „ist ein Konzept, das eine Sichtweise auf die mediale Welt eröffnet, die uns umgibt und in der wir uns bewegen. Und nur, wer verstanden hat, wie die zugrundeliegenden Strukturen und Prozesse funktionieren, kann diese Welt aktiv und produktiv mitgestalten.“
Für ihre Dissertation zur „Berechenbarkeit der Künste“ erhielt sie die Graduiertenförderung des Landes Sachsen-Anhalt und der Uni Magdeburg. Das Stipendium wird jährlich an Promovierende mit exzellenten Leistungen vergeben und bietet finanzielle Unterstützung für das Promotionsvorhaben. „Das bedeutet, dass ich mich voll und ganz auf meine Forschung konzentrieren kann“, erzählt Juliane Ahlborn.