„Magdeburg schmeißt einen nicht so direkt das Angebot vor die Füße, wie es jetzt beispielsweise Hamburg mit seiner ganzen Reeperbahn und Theater und alles Mögliche macht“, beschreibt Spencer Detje Magdeburg. Eine Stadt, die für ihn anfangs als Zwischenstation gedacht war. Er wollte unbedingt in den Osten ziehen und dort sein Studium fortsetzen. Da hat Magdeburg als Stadt gut in seine Pläne reingepasst. „Magdeburg hat natürlich auch ein Angebot, nur finde ich es viel beeindruckender, wie die Leute sich selber über Vereine, Initiativen ein Angebot schaffen und das, also dieses Gefühl zu kriegen, hier kann man noch was bewegen oder zumindest mitbewegen“, erzählt Spencer Detje, „Und es wird sich gefreut, wenn Leute einfach mit anpacken oder einfach irgendwas tun und in welche Richtung auch immer. Und dass das auch eine Wirkung haben kann. Im Vergleich zu Hamburg, wo alles so ein bisschen untergeht und es eigenbrötlerischer ist, scheint es hier anders zu sein. Das fand ich sehr schön.“
Spencer Detje ist im Herbst 2019 nach Magdeburg gezogen und studiert an der Uni Magdeburg volkswirtschaftliche Politikanalyse im Master. „Was ich wirklich an dem Studiengang so mag, ist, dass er so flexibel ist. Man hat im Grundstudium nur vier oder fünf Kurse, die festgelegt sind und der Rest ist frei wählbar“, beschreibt der Student begeistert.
Während seiner Zeit in Hamburg hatte er Kontakt mit Makerspaces, also offene Räume für Do-it-yourself-Projekte, gehabt und ist so auf dem Verein Grünstreifen e.V. aufmerksam geworden. Der gemeinnützige Verein will besonders Menschen ansprechen, die eine nachhaltige Stadtveränderungen bewirken und das Gemeinwohl fördern wollen. Eines der größten Projekte des Vereins ist der Makerspace „Macherburg“, eine offene Werkstatt für alle. „Ich hatte mir verschiedene Städte in Ostdeutschland angeguckt und am meisten angesprochen hatte mich Magdeburg mit dem Grünstreifen e.V. bzw. die Macherburg. Zum einen, weil es halt nicht nur der Makerspace ist, sondern auch noch ein Verein mit einem Nachhaltigkeitsziel dahinter“, sagt der Masterstudent, „und ich hatte ein Gespräch mit einem der Gründer welcher mir das Gefühl gegeben hat, dass es halt einfach noch so viel zu tun gibt, dass es noch so viel Luft nach oben gibt, also im Verein und in Magdeburg.“ Mit seinem Umzug nach Magdeburg ist er dem Verein beigetreten und ist seit diesem Jahr Werkstattleiter und Vorstandsvorsitzender im Verein.
Spencer Detje in der offenen Werkstatt "Macherburg" (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)
Während der Corona Pandemie, wo alles, auch im Grünstreifen e.V., online stattgefunden hat, ergab sich für den Studenten und dem Verein die Möglichkeit an der deutschlandweiten Initiative „Maker vs. Virus“ mitzuwirken. In Zusammenarbeit mit dem Studierendenrat der Uni Magdeburg hat das Verein sogenannte „Face Shields“, also Gesichtschilde, mit Hilfe von 3D-Druckern gedruckt und zusammengebaut. „Es war eine interessante Dynamik, weil alles irgendwo auf Distanz war, aber trotzdem die Leute innerhalb dieser Projekte zusammengerückt und zusammengekommen sind. Und das war eine ganz neue Art und Weise zusammenzuarbeiten, was vorher so gar nicht denkbar oder nötig gewesen wäre. Aber dennoch schade, dass es nötig war“, so Spencer Detje.
Ein weiteres Projekt, an dem er arbeitet, ist „Hey Alter!“. Bei diesem Projekt des Grünstreifen e.V. werden benachteiligte Kinder und Jugendliche während der Pandemie mit generalüberholten Laptops ausgestattet. Nun möchten seine Kommilitonen und er mit Silke Rühmland, Koordinatorin des Nachhaltigkeitsbüro der Uni Magdeburg, eine Laptopausleihe an der Uni Magdeburg starten. Die Idee ist in dem Kurs Sustainability & Finance von Dr. Stefan Kupfer entstanden. Hierbei geht es darum, innerhalb einer Case Study theoretisch daran zu arbeiten, Projekte zu planen, die die Uni nachhaltiger machen. „Da bestand die Möglichkeit mit unserer Case Study Gruppe, dass wir dieses Konzept, wie man in Kooperation mit ,Hey Alter!‘ eine Laptopausleihe für Studierende an der Uni ausbauen könnte, weiter zu erforschen“, erklärt Spencer. Beispielsweise erforschen die Studierenden innerhalb der Gruppe, woher man die Ressourcen, also alte Laptops, Geld für neue Festplatten usw., bekommt und wie viele Freiwillige und Ehrenamtliche, die langfristig das Projekt betreuen sollen, zu finden sind. „Im Idealfall wird es dann auch noch implementiert, sodass man an der Uni den Kreislauf schließt“, sagt Spencer Detje. Die Theorie, die sie innerhalb des Kurses aufgestellt haben, wollen sie nun auch umsetzen. Momentan ist der Masterstudent auf der Suche nach Studierenden, die das Projekt übernehmen und langfristig leiten wollen, da er selbst sehr eingebunden im Verein ist und die Projektleitung nicht übernehmen kann.
Zukünftig weiß Spencer Detje noch nicht genau, wo es hingehen wird. Jedoch kann er sich gut vorstellen, länger in Magdeburg zu bleiben, als anfangs gedacht und geplant war. „Magdeburg hat mich hungrig gemacht, also dass hier mehr ist, als ich vorher dachte. Es gibt sehr viel zu tun und lädt dazu auch ein“, so der Student.