Lange Zeit wurde das Thema Nachhaltigkeit eher eindimensional betrachtet: Die Umwelt und ihre Belastungen standen im Mittelpunkt. Vornehmlich ging es um ökologische Fragen, hier und da kamen ökonomische Aspekte ins Gespräch. Doch Nachhaltigkeit hat noch eine weitere Dimension, eine soziale. Während die erste, die ökologische, den natürlichen Lebensraum und begrenzte Ressourcen bewertet, hat die ökonomische ein dauerhaftes Wirtschaften im Blick. Die soziale Dimension hingegen rückt den Menschen selbst in den Fokus, in seiner ganzen Vielschichtigkeit, im Hier und Jetzt, aber auch im Dort und Später. Nachhaltige Entwicklung kann nur stattfinden, wenn alle diese Aspekte zusammen berücksichtigt werden. Oft zahlt eine Maßnahme nicht allein auf nur eine Dimension ein. Die Dimensionen vermischen sich, sind eng miteinander verwoben. Damit wirkt Nachhaltigkeit dauerhaft in die Gesellschaft hinein, nicht nur in die Gesellschaft von heute. Sie denkt die Welt von morgen neu und ermöglicht künftigen Generationen, sie spürbar mitzugestalten.
Eines von vielen verbindenden Elementen ist die Arbeit. Sie beeinflusst nicht nur die Umwelt oder den Erfolg von Unternehmen, sie ist ein wesentlicher Ansatzpunkt, sozial nachhaltig zu handeln. Das reicht von fairen Gehältern, Chancengleichheit und -gerechtigkeit über Arbeits- und Gesundheitsschutz, Work-Life-Balance bis hin zu flexiblen Arbeitsmodellen oder Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch für Björn Baran ein wichtiger Aspekt des Arbeitslebens. So hatte er Gelegenheit, sich eine Auszeit von seiner Promotion zu nehmen, als sein Sohn geboren wurde. Nach seinem Bachelor- und Masterstudium Mathematik an der Universität Magdeburg hatte ihn die Begeisterung für die Wissenschaft zur Promotion geführt. Nun forscht er am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme (MPI) an mathematischen Modellierungen, schreibt seine Dissertation und ist zum zweiten Mal Vater geworden.
Doktorand Björn Baran möchte seine Erfahrungen zum Thema Nachhaltigkeit an seine Mitmenschen weitergeben. (Foto: Hannah Theile / Uni Magdeburg)
Den Fokus auf den Menschen zu lenken bei der Betrachtung von Nachhaltigkeit, sei absolut wichtig. „Umwelt, Ressourcen, wirtschaftliche Entwicklung und der Mensch mit seiner Gesundheit, seiner Bildung, seinem Wohlbefinden, seinen Rechten und auch sein Schutz müssen als Einheit betrachtet werden, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, wenn wir die Welt neu denken wollen“, bekräftigt der Promovend. Wissenschaftliches Herangehen habe ihm geholfen, sich sehr intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Gern möchte er sein Wissen an seine Mitmenschen weitergeben, ihnen helfen, ihre Energie beispielsweise für ihre Arbeit richtig einzusetzen, achtsam mit der eigenen Gesundheit umzugehen oder ein funktionierendes Zeitmanagement zu finden, um nachhaltig die Ressource Zeit nutzen zu können. „Das ist nicht nur eine soziale Komponente. Das zahlt beispielsweise auch auf die ökonomische Dimension ein, wenn mir ein kluges Zeitmanagement erlaubt, effektiver und effizienter zu arbeiten“, erläutert Björn Baran. „Am Ende habe ich mehr Freizeit und kann mich in dieser für Umweltbelange engagieren. Um nur mal an einem Beispiel zu verdeutlichen, wie eins mit dem anderen verknüpft ist und nichts losgelöst voneinander betrachtet werden darf.“
Der junge Wissenschaftler hat immer wieder jede Möglichkeit genutzt, sich weiterzubilden neben der Arbeit an der Promotion: auf fachlichem Gebiet in Summer Schools, aber auch durch den Erwerb von Soft Skills. „Die Graduate Academys der Universität und des MPI bieten da wirklich viel an“, weiß Björn Baran. „Da gibt es Kurse, die vermitteln, wie man sich vernetzt oder wie man gut kommuniziert oder besser präsentiert oder wie man sich klar darüber wird, welchen Karriereweg man nach der Promotion einschlagen möchte. Und diese klare Vision ist sehr wichtig.“
An der Uni Magdeburg können Mitarbeitende und die interessierte Öffentlichkeit verschiedene Weiterbildungen besuchen. (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Corona habe ihm dabei neue Türen geöffnet. Da war zum Beispiel das mobile Arbeiten von zuhause aus: „Zum einen hat es mir sehr viel Flexibilität gebracht und ermöglicht, noch etwas mehr von meinem Sohn zu haben. Zum anderen aber wurden viele Weiterbildungen online angeboten. So konnte ich viele Kurse nutzen, ohne für ein wenige Stunden dauerndes Seminar quer durch Deutschland reisen zu müssen. Das zahlt wieder auf die ökologische Komponente von Nachhaltigkeit ein. Na ja, den Geldbeutel schont es auch, und ich war abends bei der Familie.“ Sich regelmäßig weiterzubilden, kann der junge Doktorand nur empfehlen, nicht nur dem wissenschaftlichen Nachwuchs in der Qualifikationsphase. Lebenslanges Lernen sei eine nachhaltige Investition in die berufliche Zukunft für alle, egal in welcher Phase des beruflichen Werdegangs. Das Angebot sei so vielfältig, dass jeder etwas finden könne, für das er sich begeistere, eine Leidenschaft entwickle, woran er wachsen möchte. „Ich finde es super wichtig, dass man hier an der Universität ermutigt wird, sich über das Fachliche hinaus weiterzubilden und auch dabei unterstützt wird.“