Im Jahr 1906 hat der deutsche Neurologe Alois Alzheimer zum ersten Mal die Alzheimer-Krankheit wissenschaftlich beschrieben. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. lebten 2021 fast 1,8 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Demenz – die häufigste Demenzursache ist die Alzheimererkrankung. Schätzungen zufolge werden bis 2050 rund 2,8 Millionen Menschen im Alter 65+ an Alzheimer erkrankt sein. Wissenschaftler*innen der Uni Magdeburg und des Leibniz-Instituts für Neurobiologie erforschen darum, wie die Krankheit entsteht und bereits in jungen Jahren erkannt werden kann. Für ihre Studien sind sie regelmäßig auf der Suche nach Probanden – wie aktuell das Team um Prof. Constanze Seidenbecher, die im Interview den Hintergrund ihrer Forschung erklärt.
Was wird in der aktuellen Studie erforscht?
Kognitive Flexibilität ist die Fähigkeit, unser Verhalten an ein sich veränderndes Umfeld anzupassen. Sie hängt entscheidend von der Stirnrinde ab und schwindet im Alter und insbesondere bei Demenzen wie der Alzheimer-Erkrankung. Wir untersuchen in unserem Projekt, ob und wie die extrazelluläre Matrix, also die Mikro-Umgebung der Nervenzellen, die die biophysikalischen Eigenschaften des Gehirns bestimmt und sich im Alter und bei Demenzerkrankungen verändert, zur Regulierung der kognitiven Flexibilität beiträgt.
Was ist das Ziel Ihres Forschungsprojektes?
Wir wollen bei Nagetieren und Menschen die Bedeutung der Extrazellulärmatrix in der Stirnrinde als neurale Ressource für kognitive Flexibilität und den potentiellen Transfer dieser Leistung von einer Aufgabe auf eine andere untersuchen. Uns interessiert, ob Veränderungen in der kognitiven Flexibilität während des Alterns mit Änderungen in der Matrix einhergehen.
Mit jungen und älteren gesunden Menschen und Mäusen führen wir Aufmerksamkeitsaufgaben und Versuche im Virtual Reality-Labyrinth durch. Wir wollen herausfinden, ob Verbesserungen in einem bestimmten Test sich auch auf andere Verhaltensaufgaben übertragen lassen. Dazu messen wir die Hirnströme mittels EEG und vergleichen die Schwingungen im Gehirn beim Menschen direkt mit den Daten der Mäuse.
Warum sind die Untersuchungen für die Behandlung von Demenzerkrankungen wichtig?
Durch die parallele Arbeit mit Mäusen und Menschen wollen wir die grundlegenden Mechanismen analysieren, wie die Micro-Umgebung der Neurone in der Stirnrinde die Fähigkeit zur kognitiven Flexibilität beeinflussen kann. Der Nachweis von Komponenten der Hirn-Matrix im Serum von Patienten könnte Aufschluss über Umbauprozesse bei Krankheitsbildern geben, die mit einer Störung der kognitiven Flexibilität einhergehen. Dies könnte die Entwicklung von pharmakologischen Tools stimulieren, die die Matrix-Integrität im Gehirn kontrollieren helfen.
Unsere Grundlagenforschung bei gesunden Probanden kann helfen, normale Alterungsprozesse besser zu verstehen und diese dann insbesondere von klinischen Prozessen bei Demenzerkrankungen besser abgrenzen zu können. Auch eine mögliche Entwicklung von neuen Biomarkern zur Früherkennung ist einerseits für die Anwendung in der Klink als auch für vertiefte wissenschaftliche Untersuchungen sehr bedeutsam.
Wie laufen die Untersuchungen ab?
Unsere Testungen dauern ungefähr 3 Stunden. Dabei lösen die Probanden Aufgaben am Computer, während gleichzeitig ihre Hirnaktivität mittels Elektroenzephalographie (EEG) gemessen wird. Dazu finden neuropsychologische Untersuchungen und eine Blutabnahme durch qualifiziertes medizinisches Personal statt. Die Probanden bekommen eine Aufwandsentschädigung für Ihre Zeit.
Wer kann an der Studie teilnehmen?
An der Studie können junge Leute zwischen 18 und 35 Jahren und ältere Menschen zwischen 60 und 80 Jahren teilnehmen, die keine neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen haben. Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite und in unserem Studienaushang. Gerne können Sie uns auch unter der Telefonnummer: 0391 6263-92291 (Anrufbeantworter) oder der E-Mail-Adresse kontaktieren. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!