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02.12.2024 aus 
Forschung + Transfer
Welche Arbeit braucht der Mensch?

„Schon als junge Frau habe ich mich intensiv mit sozialen Ungleichheitsfragen auseinandergesetzt und dieses Interesse ist bis heute geblieben“, erzählt die Soziologin Prof. Heike Ohlbrecht. Für ihre herausragende Forschung auf diesem Gebiet erhält sie in diesem Jahr den Forschungspreis der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Dabei habe sie sich nie gezielt für eine akademische Karriere entschieden, so die Wissenschaftlerin. Stattdessen sei es ihre unermüdliche Neugier gewesen, die sie immer wieder angetrieben habe. „Mich hat die Gesundheitsforschung besonders fasziniert, vor allem das Verhältnis zwischen unserer Arbeit und unserer Gesundheit“, erklärt Ohlbrecht. Ihre Forschung konzentriert sich auf vier wesentliche Themenbereiche: Der erste beleuchtet das komplexe Verhältnis von Arbeit und Gesundheit und die psychischen Belastungen, die durch ungünstige Arbeitsbedingungen entstehen können. Im zweiten Bereich widmet sie sich den Folgen der Digitalisierung unserer Arbeitswelt und begleitet diesen Prozess kontinuierlich durch eine Landesgraduiertenschule. Der dritte Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Wiedereingliederung von Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen zeitweilig aus dem Arbeitsleben ausschieden. Im vierten und derzeit umfangreichsten Forschungsbereich untersucht sie die psychosozialen Folgen der modernen Lebensweise, insbesondere das Phänomen der Einsamkeit, dessen Ursachen und Bewältigungsstrategien.

Sie schätze an ihrer Arbeit vor allem die Komplexität und Vielschichtigkeit der Themen, so Professorin Ohlbrecht. „Wenn man als Soziologin mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man diese Forschungsfelder, sie liegen gleichsam auf der Hand. Gerade wenn wir über den Strukturwandel der Arbeitswelt sprechen, über Digitalisierung, den demografischen Wandel, die Flexibilisierung und Entgrenzung von Arbeit, brauchen wir neue Überlegungen, welche Arbeit der Mensch braucht und wie viel Arbeit der Mensch braucht und wie Arbeit und Leben miteinander verwoben sind. Das fasziniert mich an diesen Themen.“

Der Forschungspreis bedeute für sie eine große Wertschätzung und Anerkennung, nicht nur ihrer eigenen Leistung, sondern auch der ihres Teams, so Heike Ohlbrecht. „Ich habe ein tolles Team, ganz tolle junge Leute, die auch enthusiastisch sind in ihren Forschungsthemen. Und das stärkt mir ungemein den Rücken.“ Nicht zuletzt bestärke sie der Preis darin, ihre Forschung zur psychosozialen Gesundheit fortzusetzen – insbesondere zu Fragen der Einsamkeit sowie wachsender Ängste und Depressionen. „Es sind noch so viele Fragen, die noch offen sind. Sie sind es, die mich antreiben, weiter zu forschen.“

Vita

Prof. Heike Ohlbrecht wurde in Schwedt in der Uckermark geboren und schloss 1997 das Studium der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. Im Anschluss daran begann sie, als wissenschaftliche Mitarbeiterin zu arbeiten und gleichzeitig ein berufsbegleitendes Graduiertenstudium in qualitativer Sozialforschung zu absolvieren. Nach ihrer Promotion 2004 erhielt sie 2010 die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur an der Universität Magdeburg. Sie übernahm 2013 eine Vertretungsprofessur und hat seit 2015 den Lehrstuhl für allgemeine Soziologie/ Mikrosoziologie an der Universität inne. Seit 2022 ist sie darüber hinaus Studiendekanin an der Fakultät für Humanwissenschaften.

Über den Forschungspreis

Mit dem Forschungspreis der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg werden die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre herausragenden Leistungen geehrt. Der Preis wird seit 1998 traditionell einmal im Jahr an Einzelpersonen oder Forschungsgruppen verliehen.