Maximilian D. Costa vereint zwei Leidenschaften auf höchstem Niveau: Als Assistenzarzt an der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg und Mannschaftsarzt verschiedener Jugend-Wasserballmannschaften begleitet er nicht nur sportliche Erfolge, sondern sorgt auch dafür, dass Athleten gesund bleiben. Costa war selbst bis zu seiner Studienzeit aktiver Wasserballspieler und feierte zahlreiche Erfolge – er hat unter anderem in der rumänischen Nationalmannschaft gespielt und war im Jahr 2017 beim Europacup dabei. Dieses Jahr betreute er die U16-Nationalmannschaft in Malta und die U19 bei der Europameisterschaft in Bulgarien als Mannschaftsarzt. Das deutsche Team erreichte dort einen beeindruckenden 5. Platz – die beste Platzierung seit 30 Jahren. In dem Interview erzählt Costa über seinenaußergewöhnlichen Werdegang und die Herausforderungen, die Sport und Medizin verbinden.
Wie sind Sie dazu gekommen, Wasserball zu spielen, und was fasziniert Sie an diesem Sport?
Mein Vater hat mich zu diesem Sport gebracht und ich habe bereits mit neun Jahren angefangen. Danach ließ es mich nicht mehr los. Ich bin dann in meiner Jugend auf eine Sportschule gegangen, um das Ganze intensiver zu verfolgen. Selbst während meines Medizinstudiums blieb ich professionell dabei – unter anderem in Rumänien.
Mit Spandau 04 Berlin wurde ich dreimal Deutscher Meister, spielen tue ich aber aktuell für die Bundesligamannschaft der SG Neukölln Berlin. Hierzu halte ich mich in der Woche beim Training der Wasserball Union Magdeburg fit und an den Wochenenden spiele ich dann deutschlandweit.
Könnten Sie uns Ihren Karriereweg als Arzt schildern?
Aktuell bin ich im ersten Jahr meiner Assistenzarztzeit – aber das ist erst der Anfang. Die Sportarzt-Lizenz ist eine Zusatzweiterbildung. Mein Ziel ist es, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie zu werden und zusätzlich als Sportarzt tätig zu sein. Es war immer mein Traum, Sport und Medizin zu verbinden.
Was waren die größten Herausforderungen beim Kombinieren von Medizinstudium, bzw. Assistenzarztstelle und Wasserball-Karriere?
Das war eine echte Gradwanderung und hat eine Menge Disziplin erfordert. Zu meiner aktiven Zeit hatte ich neun Trainingseinheiten pro Woche – und parallel dazu das Studium. Man muss an vielen Stellen Abstriche machen. Ich habe das immer in meiner Freizeit getan: Während andere Urlaub gemacht haben, war ich im Trainingslager. Und wenn sich Sportler ausgeruht haben, habe ich an der Uni gelernt. Jetzt bin ich glücklich, dass ich meine beiden Leidenschaften endlich kombinieren kann.
Dieses Jahr betreute er die U16-Nationalmannschaft in Malta und die U19 bei der Europameisterschaft in Bulgarien als Mannschaftsarzt (Foto: privat)
Wie kamen Sie zur Rolle des Mannschaftsarztes der deutschen Jugend-Wasserballmannschaft?
Im Juni bekam ich überraschend einen Anruf von Nebojsa Novoselac, dem Manager der U16-Nationalmannschaft und Trainer der U19. Er fragte mich ganz direkt, was ich in zwei Wochen vorhätte. Ich sagte, dass ich arbeiten müsse – und er schlug mir spontan vor, die U16-Nationalmannschaft zu begleiten. Zum Glück haben mir meine Kollegen auf der Station den Rücken freigehalten, und Professor Lohmann genehmigte meinen Urlaub. Nachdem alles geregelt war, konnte ich Ende Juni mit der Mannschaft nach Malta reisen.
Ein großer Einfluss auf meinen Weg war mein Patenonkel. Er war sowohl ein erfolgreicher Wasserballspieler als auch langjähriger Sportarzt der Nationalmannschaft und hat sogar mehrfach an den Olympischen Spielen teilgenommen. Er ist bis heute mein Vorbild. Mein großer Traum ist es, ebenfalls bei Olympia dabei zu sein – als Spieler habe ich es leider nicht geschafft, aber vielleicht gelingt es mir eines Tages als Arzt.
Welche Aufgaben und Verantwortungen haben Sie als Mannschaftsarzt während eines internationalen Turniers?
Ich bin Teil des „Teams hinter dem Team“, gehöre also zum Betreuerstab. Zusammen mit dem Physiotherapeuten sorge ich dafür, dass es den Spielern sowohl körperlich als auch mental gut geht. Man muss auch als Bindeglied zwischen Trainern und Spielern fungieren und den Athleten bei Bedarf beratend zur Seite stehen – und gleichzeitig auf freundschaftlicher Ebene mit ihnen verbunden bleiben. Mit einigen Spielern habe ich früher selbst trainiert oder gespielt, was zu einem besonderen Gemeinschaftsgefühl führt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, den Druck von den Jungs zu nehmen, damit sie ihre beste Leistung abrufen können.
Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf als Mannschaftsarzt während eines internationalen Turniers aus?
Jeden Morgen habe ich Visite gemacht und mich erkundigt, wie es den Spielern geht. Man muss ständig abwägen: Wann reicht eine einfache Behandlung aus und wann muss man die Reißleine ziehen und ins Krankenhaus fahren? Es kommt auch vor, dass die Jungs einfach jemanden zum Reden brauchen – und genau dann muss man da sein. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wir achten sehr genau darauf, dass alles, was wir den Spielern geben, den Anti-Doping-Richtlinien entspricht.
Gab es während des Turniers besondere medizinische Herausforderungen oder Notfälle?
Bis jetzt bin ich glücklicherweise von großen Notfällen verschont geblieben. Manchmal gibt es einen Sonnenstich oder muskuläre Probleme wie Zerrungen. Mein Schwerpunkt liegt auf orthopädischen Themen. Für allgemeinmedizinische Fragen oder Verdachtsfälle überweisen wir lieber sofort ins Krankenhaus, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Welche typischen Verletzungen treten im Wasserball häufig auf, und wie behandeln Sie diese?
Im Wasserball sind Gesichtsverletzungen recht häufig. Dazu zählen blaue Augen, Trommelfellverletzungen und Platzwunden, die manchmal genäht werden müssen. Es ist ein sehr körperbetonter und rauer Sport.
Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre – sowohl sportlich als auch medizinisch?
Ich möchte mich als Arzt weiterentwickeln und so viel Wissen wie möglich sammeln. Meine Kolleginnen und Kollegen im Klinikalltag sind eine große Hilfe und verfügen über enorme Expertise im Bereich der Orthopädie, von der ich täglich profitiere.
Aus sportmedizinischer Sicht ist es mein Ziel, Athleten bestmöglich zu betreuen und sie fit zu halten. Und natürlich möchte ich auch weiterhin Mannschaften bei großen Turnieren begleiten – diese Arbeit erfüllt mich enorm.
Gibt es etwas, das Sie ergänzen möchten?
Ja, ich möchte mich bei einigen Menschen bedanken, ohne die ich nicht auf diesem Niveau arbeiten könnte: Bei Nebojsa Novoselac, dem Nationaltrainer der U19, und Miloš Sekulic, dem Bundestrainer der Herrennationalmannschaft. Auch Professor Lohmann, der Klinikdirektor der Orthopädischen Universitätsklinik, und meine Kolleginnen und Kollegen haben mich enorm unterstützt. Ihnen allen bin ich sehr dankbar.