Kulturwissenschaftlerinnen und Kulturwissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg erforschen anhand der medizintechnischen Sammlung der Universität die Technikgeschichte von Biofeedbacksystemen und entwickeln daraus ein Präsentations- und Nutzungskonzept für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland. Biomonitorsysteme sind in der Lage, Körpersignale zu messen und zu überwachen, zum Beispiel die Herz- oder Atemfrequenz, Hirnwellen, Muskelaktivitäten oder die Temperatur der Haut. „Einfach ausgedrückt, werden Körperfunktionen durch technisches Gerät sichtbar gemacht, um im Anschluss bestimmte Maßnahmen daraus abzuleiten, zum Beispiel in der medizinischen Therapie, im Sport für ein gezieltes Training oder bei einer Verhaltenstherapie. Entscheidend ist die Kopplung von Technik und Mensch — und damit rücken technisch induzierte Körperverhältnisse in unseren forschenden Blick“, erklärt Projektleiterin Prof. Susanne Peters vom Lehrstuhl für Anglistische Kultur- und Literaturwissenschaft der Universität Magdeburg.
Im Rahmen des vom BMBF mit 740.000 € geförderten Forschungsprojekts „Schlaf-Schmerz-Stress: Kulturen und Techniken von Biofeedback-Systemen 1960-1990: Material Culture-Forschung in der Medizintechnischen Sammlung der Universität Magdeburg“ konzentrieren sich die mehr als zehn beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Bereiche Schlaf, Schmerz und Stress sowie auf die dafür eingesetzten Aufzeichnungsmedien.
Das Team um Prof. Susanne Peters arbeitet dabei eng mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Disziplinen zusammen. „Vertreterinnen und Vertreter der Fachbereiche Technikgeschichte, Anglistik, Philosophie, Sportwissenschaft und Medizingeschichte kooperieren mit Kolleginnen und Kollegen aus der Medizintechnik sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Museen und der Sammlungsforschung anderer Universitäten“, so die Kulturwissenschaftlerin.
Forschungs- und Praxispartner sind
- das Deutsche Museum München,
- das Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin,
- das TECHNOSEUM Mannheim,
- die Kustodie der Technischen Universität Dresden,
- die Medizinhistorische Sammlung und Abteilung für medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum,
- die Bereiche Geschichte der Medizin und Technikgeschichte der TU Braunschweig.
In einem ersten Schritt wollen die Magdeburger gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Museum München und dem Technikmuseum Magdeburg die über 300 Geräte aus der medizintechnischen Sammlung der Universität Magdeburg erschließen und katalogisieren. Es folgt anschließend eine dreijährige Forschungskooperation mit der TU Braunschweig, in deren Rahmen kultur- und geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen nachgegangen werden soll.
„Das heißt konkret, wir untersuchen, ob und was mit den Geräten gemessen wurde, unter welchen Bedingungen sich die Materialien und die Eigenheiten der technischen Objekte im Laufe der Jahre von 1960 bis 1990 entwickelten und nicht zuletzt, welche kulturgeschichtlichen Aussagen wir zu den Mensch-Maschine-Interaktionen und Selbstoptimierungsszenarien treffen können“, so Susanne Peters. „Alle Einzelstudien und Erkenntnisse sollen dann in drei mehrmonatigen sogenannten Temporären Objektlaboren im Technikmuseum Magdeburg zusammenfinden. Die historische medizintechnische Sammlung der Universität wird dann auf dem Universitätscampus präsentiert und auch in die Lehre, zum Beispiel in den Studiengängen Medizintechnik und Cultural Engineering öffentlichkeitswirksam integriert."
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Bild 1 // Foto: Marlene Adam / Uni Magdeburg // Bildunterschrift: Das Objekt BMT 501 vom RFT Messgerätewerk Zwönitz ist Teil der medizintechnischen Sammlung der Uni Magdeburg