Aus dem Studiengang „Cultural Engineering“ gehen besonders viele Projekte hervor, die Stadt und Region prägen. Drei Beispiele zeigen, wie Studierende langlebige Angebote schaffen und ihre Kenntnisse aus dem interdisziplinären Studium anwenden.
Freiraum für alle – mitten in der Stadt
Seit Oktober 2018 ist der Breite Weg 28 Freiraum für Studierende. Das in:takt bietet im Erdgeschoss die Möglichkeit, Projekte der Studierenden umzusetzen, die eigene Ideen verwirklichen und sich keinem bestehenden Projekt anschließen wollen. Im auslaufenden Studiengang „Kulturwissenschaften, Wissensmenagement und Logistik“, kurz: KWL] [Cultural Engineering, wird derzeit noch ein begleitendes Seminar angeboten, das die Theorie dazu vermittelt. Hendrik Weiner, Dozent des Seminars und Architekt, beantragte bei der Stadt Magdeburg die Zwischennutzung des leerstehenden Ladens im Breiten Weg 28. Die Miete und die Betriebskosten werden für das studentische Projekt von der Stadt übernommen. „Es ist wichtig für die Studierenden, einen Raum zu haben, in dem sie sich frei entfalten können und wo auch mal was schiefgehen kann“, erzählt Hendrik Weiner. Aus Fehlern lernt man bekanntlich. Schließlich ist es nicht nur für die Studierenden von Vorteil, die dort praktische Erfahrungen sammeln können, sondern auch für jene, die die Veranstaltungen wahrnehmen. Ob Lesungen, Flohmärkte, kleine Konzerte oder Vorträge und Diskussionen zu aktuellen Themen – der Raum steht jedem offen und bietet eine Plattform, um sich auszutauschen und sich zu treffen, ohne viel Geld für Eintritt oder Getränke zahlen zu müssen.
Bachelor of Engagement
Siska Müller studiert im fünften Semester Cultural Engineering. „Laut Studienregelplan müsste ich jetzt im Ausland sein, aber ich kann gerade noch nicht weg“, erzählt die Studentin, „ich fange nächste Woche an, als Werkstudentin beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste zu arbeiten.“ Dort habe sie für ein Projekt im Studium schon mal eine Konferenz mitorganisiert. Die Organisation will während der NS-Zeit unrechtmäßig entzogene Kunst an die Besitzer zurückführen. „Man lernt dort nicht nur, Veranstaltungen zu organisieren, sondern auch, mit Menschen, die schwere Schicksale durchlebten, sensibel umzugehen und sich gewählt auszudrücken.“ Solche Kompetenzen helfen ihr auch bei der Jugendarbeit in der „Villa Wertvoll“ weiter. Sie plant, dort für ihr nächstes Studienprojekt Musik- und Theaterworkshops mit Jugendlichen und Kindern mitzugestalten. Sie selbst spielt Querflöte im Akademischen Orchester der Uni und übernimmt dort organisatorische Aufgaben. Außerdem singt Siska Müller im Chor der Oper, daher kennt sie die Abläufe hinter der Bühne. „Ich möchte gern nach dem Studium Regieassistentin in der Oper werden. Dafür lerne ich gerade noch Italienisch.“ Auf die Frage, ob das Ganze nicht manchmal zu viel wird, schmunzelt die Studentin und erzählt: „Vor allem in der Zeit, in der ich nebenbei noch die Website für die Kustodie erstellt habe, hätte ich gern mal alles hingeschmissen. Das Ergebnis war dann aber jede Mühe wert.“
MINT in ländlicher Region fördern
„Eines Tages kam Frau Krull von der Fakultät für Informatik der Uni Magdeburg in unser Seminar und hat das Projekt Maker-Thek vorgestellt“, erinnert sich die Cultural-Engineering-Studentin Jessica Biethahn. „Emily König und ich waren begeistert, haben uns dem Projekt angeschlossen und Ideen eingebracht.“ Die Maker-Thek soll ein digitaler Freiraum in der Stadtbibliothek in Wanzleben werden. Die beiden Studentinnen entwickelten weitere Ideen für Ausstattung, Workshops und mögliche Veranstaltungen: Programmierkurse, kreatives Arbeiten mit Siebdruck und 3D-Drucker oder einen Zahnbürstenroboter bauen. Das Ziel ist klar: „Jeder sollte Zugang zu technischen Mitteln haben und erleben, was mit MINT, also mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, alles möglich ist“, sagt Jessica Biethahn. Die beiden Studentinnen erstellten auch den Kostenplan und haben den Einsatz von Personal geplant. Nun heißt es abwarten, ob die Vorschläge auch finanziell gefördert werden. „Das Projekt liegt mir sehr am Herzen, weil ich selbst aus der Gegend komme“, erzählt Jessica Biethahn, „ich finde, es ist eine einzigartige Möglichkeit, bei der Gestaltung meiner Heimat so involviert zu sein.“