Neue Umgebung, neue Chancen? Wie ist das, wenn man in einem fremden Land neu anfängt?
Bereits in Syrien erwirbt Mohamad Alhussein Saoud seinen Bachelor- und Masterabschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Aleppo. Heute arbeitet er an seiner Promotion – in Magdeburg. Nach seiner Ankunft als Geflüchteter 2015 engagiert er sich zunächst leidenschaftlich für andere Geflüchtete, heute auch für die Studierenden der Universität Magdeburg. Dabei ist Saoud keineswegs neu auf dem Gebiet der Wissenschaft. Nicht nur seinen Bachelor und Master absolvierte er erfolgreich, durch verschiedene Stipendien erwirbt er zusätzlich einen Master in demokratischer Regierungslehre und diverse akademische Weiterbildungen im Bereich Menschenrechte und Demokratisierung, unter anderem in Italien, Litauen und der Türkei. 2015 führt ihn sein Weg nach Deutschland, als das Land seine Grenzen offiziell für syrische Geflüchtete öffnet.
Aber wie genau sah sein Weg nach Magdeburg aus? Nach seiner Ankunft in Deutschland verbringt Saoud die ersten Wochen in einem Flüchtlingslager bei Halberstadt. Bereits hier kann er seine Englischkenntnisse nutzen, um die vielen Sprachbarrieren des Lagers zu überbrücken. „Wenn jemand Hilfe brauchte, kamen sie zu meinem Zelt“, erzählt er über die erste Zeit in Deutschland. „Manchmal ging ich auch in die Nähe des Tores, um Neuankömmlingen bei der Übersetzung zu helfen“. Diese Übersetzertätigkeit setzt er auch in Genthin, seiner zweiten Station in Deutschland, fort. In der Kleinstadt in der Nähe von Magdeburg, wird er auf die Universität der Landeshauptstadt aufmerksam. Besonders, dass sich die Uni für Geflüchtete engagiert, weckt sein Interesse. Kurz darauf nimmt er an einer Orientierungsveranstaltung der Universität teil. Bereits hier gelingt es ihm, Anschluss zu finden: durch den Kontakt zu Dozierenden der Wirtschaftswissenschaften findet er mit deren Unterstützung zurück zur Ökonomie. „Von Anfang an hat Prof. Sadrieh mir unschätzbare Unterstützung und Anleitung geboten“, berichtet er über seinen jetzigen Doktorvater. Ebenfalls dankbar ist er bis heute Prof. Kvasnicka, Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Wirtschaftsforschung. „Die Unterstützung, die ich von Prof. Kvasnicka erhalten habe, ist wirklich von unschätzbarem Wert. Sein Glaube an mich hat in mir ein tiefes Selbstvertrauen geweckt und mich dazu befähigt, neue Höhen zu erreichen und mein Bestes zu geben”, sagt der heutige Doktorand.
2017 wagt er schließlich den nächsten Schritt und meldet sich für eine Promotion an der Uni Magdeburg an. Zunächst als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Angewandte Wirtschaftswissenschaften beginnt er seinen Weg an der Uni. Drei Jahre später wird er schließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter und ist auch in der Lehre tätig. „Ich widme der Unterrichtsplanung und der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien viel Zeit“, sagt er. Die Mühe lohnt sich, denn bereits zum vierten Mal erhält Mohamad Saoud den Lehrpreis der Fakultät für sein herausragendes Engagement in der Lehre, sowie glänzende Bewertungen im Studierendenranking. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der wirtschaftlichen Fakultät folgt Saoud keinem vorgeschriebenen Ablauf, es ist ihm dennoch wichtig einen geregelten Wochenablauf zu haben. „Ich reserviere in der Regel Montag und Dienstag für forschungsbezogene Aktivitäten. Mittwochs lege ich großen Wert auf die Teilnahme am Fakultätsforschungsseminar und -kolloquium, um auf dem neuesten Stand der akademischen Diskussionen und Forschungsergebnisse zu bleiben. Donnerstag und Freitag widme ich mich meinen Lehrverpflichtungen“. Sowohl Bachelor- als auch Masterstudierenden steht er nicht nur mit Fachwissen, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um Unterstützung und Orientierung bei Themen wie Abschlussarbeiten geht.
Nicht nur das Engagement für seine Studierenden ist ihm ein Anliegen auch im Ehrenamt war der heutige Doktorand aktiv. Seine Fachkenntnisse verbunden mit den persönlichen Erfahrungen als Geflüchteter, erwiesen sich als hilfreiche Ergänzungen für das Team der 2016 gegründeten NGO „Refugee Rights Europe“. Fünf Jahre lang setzte sich die Organisation für die Rechte geflüchteter Personen ein. Begründerin von „Refugee Rights Europe“ Marta Welander und Mohamad Saoud lernten sich bereits in einem Masterprogramm in Italien kennen. Ihrer Bitte nach Unterstützung kam er gerne nach. So war Saoud als Datenanalytiker maßgeblich an der Erstellung und Auswertung zahlreicher internationaler Studien und Berichten beteiligt. Auch an der Universität Magdeburg arbeitete er weiter an Projekten und Veröffentlichungen, die sich mit der Flüchtlingskrise Deutschlands beschäftigten.
Mohamad Alhussein Saoud engagierte sich 2017 in Paris beim "Refugee Rights Europe" (RRE) Projekt für Geflüchtete (Foto: RRE)
Seit er in Magdeburg an der Uni arbeitet, verbringt er seine Freizeit am liebsten in seinem Büro, sowie in den zahlreichen Grünflächen der Stadt – besonders die Elbe und Parkanlagen haben es ihm angetan. „In Magdeburg gibt es mehrere Orte, die mir sehr gefallen. Einer meiner Favoriten ist die Gegend in der Nähe des Flusses, wo ich oft zum Laufen gehe und die malerische Aussicht genieße. Außerdem bin ich gerne im Park neben dem Flora Park, der sich ebenfalls für Sport und Freizeit anbietet“.