„Wir haben einen Glasbläser an der OVGU?!“, werden Sie sich wundern. Ob der den ganzen Tag Christbaumkugeln formt, warum es ihn für den Job aus dem bayrischen Idyll in die platte Börde verschlagen hat und warum er sich in Magdeburg erstmals eine Mütze zulegen musste, darüber spricht Dominik Roth, unser hauseigener Glasbläser, der – Achtung Spoiler – eigentlich gar kein richtiger Glasbläser ist, in der neuen Ausgabe unseres internen Podcasts „In die Uni reingehört".
Heute zu Gast
Wir begrüßen heute Dominik Roth, unseren Uni-eigenen Glasbläser. Genauer gesagt ist er Glasapparatebauer. In der Werkstatt der Uni stellt er unter anderem Kolben oder Kühler her.
Der Podcast zum Nachlesen
Introstimme: „In die Uni reingehört“ – Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.
Dirk Alstein: Genauso ist es. Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe dieses Podcasts, in dem wir nicht nur einzelne Arbeitsbereiche, sondern auch die Menschen dahinter vorstellen möchten, um uns so, im besten Fall natürlich ein bisschen besser kennenzulernen an diesem großen Apparat Universität. Und heute lautet unsere Überschrift „Was macht eigentlich ein Glasbläser an der OVGU?“ Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber als ich das zum ersten Mal gehört habe, da hab ich mir die Frage gestellt, wie hat man es nur geschafft, einen jungen Mann aus der idyllischen Berghütte im Vogtland hier nach Magdeburg in den Keller des Gebäude 16 zu locken, da arbeitet er nämlich, um, ja, was eigentlich genau zu tun? Weihnachtsbaumschmuck für die Uni herzustellen? Oder gläserne Kelche für den ProfessorInnenstammtisch? All das und noch viel mehr gilt es im Folgenden zu klären und dafür ist unser Glasbläser himself zu Gast – herzlich willkommen Herr Roth.
Dominik Roth: Hallo.
Dirk Alstein: Herr Roth, bevor wir das Stück für Stück entwirren, was ich mir da jetzt gerade zusammengereimt habe, fangen wir vielleicht mit einem – und das macht sich immer gut in der Sendung – mit dem wirklich schockierendem Fakt an: Achtung ein Hitchcock-Sound – Sie sind gar kein Glasbläser. Richtig?
Dominik Roth: Richtig! Also jein.
Dirk Alstein: Hach, erwischt!
Dominik Roth: Genau, muss man so sagen. Ich bin Glasapparatebauer, schon ein Glasbläser, aber Fachrichtung Glasapparatebau. Der Beruf Glasbläser unterscheidet sich in viele verschiedene Bereiche, darunter zum Beispiel auch der Kustglasbläser, der …
Dirk Alstein: … das ist der mit den Weihnachtskugeln?
Dominik Roth: Richtig, das ist der mit den Weihnachtskugeln oder Tierfiguren oder solche Sachen halt. Genau, und ich bin eben darauf spezialisiert, dass ich Gefäße oder beziehungsweise Kühler, Kolben für die Labore im Gebäude 16 fertige und auch für die ganze andere weitere Uni. Also jeder, der was benötigt.
Dirk Alstein: Also kein Glasbläser, sondern ein – und das muss ich ablesen – Glasapparatebauer.
Dominik Roth: Genau.
Dirk Alstein: OK. Es gibt leider keine Weihnachtskugeln, das können wir auch gleich noch, also nach dem schockierenden Fakt gleich noch der enttäuschende hinterher, es gibt keine Weihnachtskugeln von Herrn Roth, aber wie unterscheidet sich denn jetzt die Arbeit eines Glasapparatebauers von der eines Glasbläsers? Beziehungsweise, was wird denn da hergestellt?
Dominik Roth: Genau. Also wir haben da einmal diese Kunstfiguren, Christbaumschmuck und so was. Das sind so diese klassischen Sachen zum Beispiel, die man halt auch so vom Weihnachtsmarkt kennt. Und bei mir in der Werkstatt werden überwiegend Kolben, Kühler, Schlenkkolben und solche Sachen hergestellt.
Dirk Alstein: Also alles, was man für die Wissenschaft braucht, für die Forschung?
Dominik Roth: Genau. Sehr viel für die Forschung, Wissenschaft, und es unterscheidet sich auch darin, dass zum Beispiel in der Ausbildung ein anderer Wissenstand auch vermittelt wird. Ein anderes Herangehen an Sachen. Da zum Beispiel der Glasbläser, sage ich mal, der einfache Glasbläser, hat gute Chancen Glasapparate zu fertigen, tut sich aber dabei sehr, sehr schwer, weil er einfach das technische Herangehen eventuell nicht gelernt hat. Also auch da sind natürlich Weiterbildungen und Fortbildungen möglich. Genauso würde es mir gehen, sage ich mal, wenn ich jetzt im Akkord Christbaumkugeln produzieren müsste. Aber jetzt mal so eine einzelne Christbaumkugel kriege ich auch noch gerade so hin.
Dirk Alstein: Hach!
Dominik Roth: Lacht!
Dirk Alstein: Ist der Professorenstammtisch doch noch gerettet. OK. Aber, vorwiegend, und das habe ich jetzt richtig verstanden, alles, was man für’s Labor braucht, ja, Reagenzgläser, Kolben und so weiter. OK, das erklärt natürlich auch, warum Sie am Institut für Chemie angedockt sind. Aber wäre es denn nicht einfacher, die Reagenzgläser, die Sie herstellen im Großhandel für Chemie einzukaufen?
Dominik Roth: Bei den Reagenzgläsern absolut. Die rechnen sich quasi für’s Institut nicht, wenn ich das mache. Also ich mache es ja auch in Kleinserien, wenn es zum Beispiel eine Zeitersparnis dafür gibt. Im Großen und Ganzen rechnet es sich bei Neuanschaffungen und Reparaturen, überwiegend. Man muss sich vorstellen, wenn man jetzt einen Schlenkkolben hat, der zum Beispiel einen Neupreis von 75 Euro hat und mir bricht der Hahn ab, von diesem Teil, dann kann ich den quasi ersetzen, und das sind dann – der neue Hahn kostet 12 Euro. Und dadurch fällt quasi die komplette Neuanschaffung des Kolbens an sich weg. Und auch die Arbeitszeit, die man halt in der Industrie quasi noch zusätzlich berechnen müsste. Und dadurch wird es halt massiv günstiger.
Dirk Alstein: Und Reagenzgläser sind tatsächlich, was man allgemein als Pfennigartikel bezeichnet?
Dominik Roth: Richtig.
Dirk Alstein: Und kommt dann nur die Zeitersparnis als Vorteil hinzu?
Dominik Roth: Genau.
Dirk Alstein: OK. Was ist ein Schlenkkolben?
Dominik Roth: Ein Schlenkkolben? Ich kann Ihnen nicht genau, sagen …
Dirk Alstein: … also, einen Kolben sehe ich …
Dominik Roth: Genau, und da ist an der Seite ein Hahn dran, der zum Einführen von Gasen genutzt wird oder zum Belüften. Ich kann es nicht so genau sagen …
Beide: Lachen.
Dirk Alstein: … Sie wissen nicht genau, was die damit anstellen.
Dominik Roth: Genau.
Dirk Alstein: Es wird immer nur: Mach mal, mach mal bitte Herr Roth, aber Sie wissen gar nicht, was die damit anstellen. OK.
Dominik Roth: Nicht bei allem.
Dirk Alstein: Was sind dabei die häufigsten Produkte, die Sie reparieren oder herstellen müssen?
Dominik Roth: Ganz oben abgebrochene Hähne von Schlenkkolben, Schlenkrohren.
Lacht.
Das ist so das, was eigentlich am häufigsten kommt. Und, was man auch ganz oft hat sind kleine Haarrisse im Glas, die vom Erwärmen oder extremen Abkühlen kommen. Und dadurch gibt es dann kleine Beschädigungen in der Oberfläche und die kann man ganz einfach wieder rausmachen mit erwärmen und dann sind die wieder einsatzfähig sozusagen. Das ist so das gängige Geschäft.
Dirk Alstein: Aber das sind – ich habe Sie ja vorher auch in Ihrer Werkstatt besucht – das sind relativ einfache Reparaturen. Das schütteln Sie ja irgendwie aus dem Handgelenk. Was sind denn jetzt die wirklichen Herausforderungen? Das stehen ja auch – ich habe so einen Begriff gehört wie Reaktoren und so was.
Dominik Roth: Richtig! Also so was haben wir eher selten, kommt aber auch mal. Macht die Sache für mich natürlich sehr, sehr spannend, weil wir bei einem Reaktor zum Beispiel immer gleich in einem sehr hochpreisigen Segment sind.
Dirk Alstein: Kann man da mal einen Preis sagen. Was kostet denn so ein Reaktor? Lacht.
Dominik Roth: Also ich hatte schon mal einen Reaktor für 60.000 Euro in der Hand.
Dirk Alstein: OK. Da kriegt man schwitzige Hände oder?
Dominik Roth: Richtig! Vor allem, den hatten wir zu zweit, und wer weiß … Das ist das Auto vom Chef, das da draußen steht, was man in der Hand hat. Da hält man das dann besonders gut fest. So große Sachen haben wir natürlich hier kaum. Also, sagen wir mal, Reaktoren gibt es von ’nem halben Liter oder noch kleiner bis zu wahrscheinlich 100, 200 Liter. Ich hatte dieses Jahr einen kleinen Reaktor da gehabt, der hat einen Neupreis von 2.850 Euro gehabt und es war ein 15-Euro-Bauteil abgebrochen. Birgt natürlich immer ein gewisses Risiko. Man hat natürlich den Vorteil, es ist ja eh schon kaputt und funktioniert nicht mehr, weil sonst würden die Leute nicht kommen.
Beide: Lachen.
Dominik Roth: Also, es gibt ja in dem Sinne keine Steigerung von kaputt. Man gibt halt das Beste, was man kann. Man selber hat natürlich auch einen Ehrgeiz und will es ja möglichst, man will es natürlich hinbekommen. Und, wenn dann so etwas funktioniert, das macht einen natürlich stolz. So was sind auch eher die Ausnahmen, aber kommt schon ab und zu mal vor.
Dirk Alstein: Sie arbeiten allein?
Dominik Roth: Richtig.
Dirk Alstein: Das heißt, man könnte es nicht einmal auf einen Kollegen schieben …
Beide: Lachen.
Dirk Alstein: OK, vielleicht klären wir den zweiten Teil meiner verworrenen Rede am Anfang oder meiner Vorstellung eines Glasbläsers vielleicht noch einmal auf. Ich hatte von einer idyllischen Berghütte im Vogtland gesprochen. Das ist natürlich Quatsch, man hört’s dem Dialekt ja teilweise auch schon an, Sie kommen aus einer ganz anderen Ecke?
Dominik Roth: Richtig! Ich komme aus Unterfranken. Da bin ich zumindestens aufgewachsen. In Faulbach am Main. Das liegt in der Nähe von Wertheim. Wem das noch kein Begriff ist, da in der Nähe liegt Würzburg.
Dirk Alstein: OK, jetzt bin ich drin.
Dominik Roth: Jetzt sind Sie drin.
Beide: Lachen.
Dominik Roth: Und das ist noch mit eine der letzten Glashochburgen neben Lauscha, Hadamar, da gibt es auch noch eine Glasfachschule, und im bayerischen Wald.
Dirk Alstein: Wie lange dauert die?
Dominik Roth: Die Ausbildung?
Dirk Alstein: Ja.
Dominik Roth: Die Ausbildung dauert drei Jahre. Das ist bei mir ein duales Ausbildungssystem gewesen. Mit Blockunterricht, also nur, falls jemand zuhört …
Dirk Alstein: Kennen wir hier im Medienzentrum. Ja genau. Das machen unsere Azubis auch.
Dominik Roth: Hab meine Ausbildung dann dort abgeschlossen. In meinem Lehrbetrieb. Hab dann in der Industrie gearbeitet. Bin dann von der Uni in Erlangen, war ich dann mal noch kurz tätig, dann noch mal in die Industrie und dann habe ich meinen Meister gemacht.
Dirk Alstein: Das hört sich so an, als wenn jemand auf einem Blatt Papier eine gerade Linie gezogen hätte. Aber ganz so war es ja eigentlich gar nicht. Es gab ja in Ihrem Werdegang ja doch ein paar Brüche. Brüche, klinkt dramatisch, so ist es nicht. Aber trotzdem gab es dann zwischenzeitlich ein paar Rückschläge auf jeden Fall. Ich erinnere mich, Sie sagten mir, der Chef Ihres Ausbildungsbetriebes legte Ihnen sogar nahe, vielleicht sogar den Hausmeister zu machen. Da habe ich mich dann gefragt, was eigentlich wichtiger ist, das Talent oder das Durchhaltevermögen?
Dominik Roth: Auf jeden Fall. Eigentlich war es gar nicht strickt geplant das Ganze. Eher durch Zufall hat sich das ergeben. Ursprünglich war mein Plan eigentlich immer, ich wollte zur Polizei gehen oder zur Bundeswehr. Action und Abenteuer erleben und hab mich dann damals beim Sport ordentlich verletzt, da kommen wir auch wieder auf das Thema Brüche zurück, also das Sprunggelenk war dann durch und ich weiß das noch wie heute. Mein Rektor war so ganz: Ja, wir müssen junge Leute ins Handwerk und in die Betriebe und dass die was lernen, da war er ganz stark dahinter und ich war vielleicht drei oder vier Tage aus diesem Krankenhaus draußen, hatte also einen ewig dicken Fuß – es wurde auch operiert. Und der Rektor hatte gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen, mir diese Firma anzugucken, also die Glasbläserei. Und ich natürlich nur: Ne! Bloß nicht! Es ist Hochsommer, es hat 40 Grad, ich will nirgendo hin außer Fuß hochlegen. Mein Vater hatte dann quasi aber gesagt, dass ich mit will, auch wenn ich das nicht wollte. Im Nachhinein muss ich sagen…
Dirk Alstein: Vielen Dank, Papa!
Dominik Roth: Richtig, so in die Richtung. Danke Papa!
Dirk Alstein: Weil es hat sofort klick gemacht?
Dominik Roth: Ne, eigentlich noch nicht. Also ich muss sagen, dass ich mir diese Betriebsbesichtigung angeschaut hab und da hab ich mir erstmal gedacht: Oh Gott, das ist ja noch wärmer als draußen. Dieser erste Faszinationsmoment, das war dann wirklich, als man sich selber hinsetzen durfte und das einfach mal warm machen durfte, dieses flüssige Glas quasi in den Händen zu halten. Das war so ein Moment, das fasziniert einen. Man kennt es nicht, man kennt vielleicht das Trinkglas, das man in der Hand hat und vielleicht auch mal ein paar Scherben, wenn man irgendwas zerbricht, aber dieses flüssige Glas, das hat einfach Klick gemacht und das war dann so genau das, wo ich gesagt hab: Ok, das will ich jetzt erstmal tun. Das will ich versuchen, hab dann also auch angefangen im ersten Lehrjahr und es lief eben nicht ganz so gut am Anfang. Man hatte mir …
Dirk Alstein: Ja? Was lief denn nicht so gut?
Dominik Roth: Die gewünschten Erfolge, die man gerne gesehen hätte, die waren erstmal nicht da. Also, ich hab das selber auch gemerkt, man hat sich in gewisser Weise sehr schwer getan. Es ist auch sehr viel learning by doing und Selbstdisziplinierung, Selbstschule, sag ich einfach mal. Weil niemand kann einem dieses Gefühl vermitteln, das man braucht. Oder die Dinge sehen, die man sehen muss, die muss man selber sehen und auch selber verstehen. Und das war bei mir also am Anfang auch nicht da und dann, wie du es schon gesagt hattest, hatte man mir auch nahegelegt, ob ich das nicht eventuell abbrechen möchte. Ich hab darüber nachgedacht und hab mir aber eigentlich gedacht: Ich wüsste sonst nicht, was mir jetzt ähnlich viel Spaß macht und…
Dirk Alstein: Aber macht einen das nicht… Man ist ja selber… Jetzt stell ich mir vor, man ist in der Ausbildung, sie sind sowieso vielleicht gerade in einer Phase, wo sie frustriert sind, weil es nicht so läuft und dann kommt der Chef - übrigens schöne Grüße, das war scheiße! Dann kommt der Chef auch noch mit so einer Äußerung.
Dominik Roth: Richtig! Für mich war es zu dem Zeitpunkt, ich will jetzt nicht sagen eine Motivation, aber ich hab mir gedacht: Na ja, wenn es eh so schlecht ist, dann kann ich es jetzt auch noch bis zum Schluss machen und wenn es halt nicht langt… Also man hat mir das zwar gesagt, man kriegt mich irgendwie durch die Abschlussprüfung… Dann hab ich mir gedacht: Und dann kann ich immer noch gucken. Aber für den Moment war es dann erstmal das, was ich gesagt hab, was ich gerne machen würde.
Dirk Alstein: Wann ist dann der Knoten geplatzt?
Dominik Roth: Ich würde dann so sagen, nach 1 ½ Jahren circa. Vielleicht auch Ende des zweiten Lehrjahres, wo es dann einfach Klick gemacht hat. Dieser Klick-Moment, ich kann das gar nicht anders beschreiben … und auf einmal wird es besser und es läuft und Dinge, an denen man davor gescheitert ist, die funktionieren auf einmal und da ist ganz viel Verständnis dahinter und ich hab das auch damals bei einem Kollegen gesehen, der hat halt einfach noch ein bisschen länger gebraucht, bis bei ihm dieser Klick-Moment kam und das ist heute auch ein Tip-top-super Glasbläser. Der arbeitet auch noch bei der Firma, der ist unverzichtbar. Auf den kann man nicht verzichten.
Dirk Alstein: Also tatsächlich, man braucht vor allem Durchhaltevermögen und Vertrauen, dass dieser Klick-Moment dann auch irgendwann kommt. Also geschafft, den Chef Lügen gestraft, die Ausbildung geschafft, in der Industrie gearbeitet, Meister gemacht dann auch ziemlich schnell und letztendlich in Magdeburg. Wie kam es denn dazu?
Dominik Roth: Das war auch eher eine Zufallsgeschichte, sozusagen. Nach meinem Meister habe ich erstmal ganz entspannt angefangen mir wieder einen Job zu suchen, lag einfach daran: dieser Meister ging sieben Monate voll Stoff, jeden Feiertag in der Schule gesessen, jeden Samstag fast in der Schule gesessen, gepowert und dann war einfach der Akku leer. Und da hab ich mir gesagt: Ok, dann such ich mir jetzt einfach mal ganz entspannt und locker einen neuen Job erstmal und bin dann dabei eigentlich über die Firma Siemens gestolpert, hab mich dann auch auf die Stelle beworben, wurde dann dort auch zum Bewerbungsgespräch eingeladen und wir sind dann aber am Ende nicht zusammengekommen. Einfach weil die Abstände quasi doch zu groß waren, also man hatte da eine Werkshalle für Glasbläserei quasi als Gedanke im Kopf und das war aber bis jetzt nur ein Gedanke und man hat halt schon nach den Leuten gesucht, weil die halt einfach rar sind. Und so bin ich dann quasi auf meine Backup-Bewerbung in Magdeburg gelandet und hier hatte man dann gleich gesagt: Wir hätten Sie gerne.
Dirk Alstein: Jetzt kommt man aus Bayern nach Sachsen-Anhalt, nach Magdeburg. Also klar, das ist jetzt die Frage nach dem Kulturschock, aber es sei noch vorangestellt: Ich nehme die Menschen in dieser Stadt oft so wahr, dass sie mit ihrer eigenen Heimatstadt so ein bisschen hadern. Wie wirkt denn das auf jemanden, der jetzt aus Bayern, also von wo ganz wo anders herkommt und plötzlich hier in diese Stadt geworfen wird? Dolle schlimm?
Dominik Roth: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Also ich hatte auch bei meinem Bewerbungsgespräch, wurde mir also noch kurz die Uni gezeigt, und das war ein heutiger Kollege von mir und ich hab den damals gefragt: Sag mal, wie ist denn Magdeburg so? Was muss ich mir denn vorstellen? Und der hat zu mir gesagt: Na ja, ist eine kleine, sehr ruhige Stadt, aber die Leute sind brutalst unfreundlich. Und ich hab das gehört und meinte: Kann ich mir eigentlich gerade noch nicht so vorstellen. Und ich muss sagen, so war es auch. Also es war nicht unfreundlich, sondern die Leute sind mir gegenüber gefühlt sehr freundlich, in gewisser Weise auch sehr offen und ich hab auch hier, muss ich sagen, noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Bis auf, dass es immer windig ist. Es ist immer windig hier gefühlt.
Dirk Alstein: Und in Bayern gefühlt nicht?
Dominik Roth: Gefühlt nicht so. Also hier fühlt sich das an, als kommt es direkt vom Meer drübergeblasen, die ganzen flachen Felder. Bei uns ist halt viel Berge und Täler, es ist auch ab und zu mal windig, aber da wird, denke ich, auch sehr viel von den Bergen umgeleitet. Also hier ist es schon wirklich...
Dirk Alstein: Ok, das hätte ich jetzt nicht auf dem Schirm gehabt.
Dominik Roth: Seitdem ich hier bin, habe ich auch eine Mütze. Die hatte ich davor noch nicht.
Dirk Alstein: Ja, aber schön zu hören, dass jemand aus Bayern kommt und uns erstmal sagt, dass wir ja doch gar nicht so unfreundlich sind, wie wir das selbst vielleicht von uns immer denken. Wir sind tatsächlich schon am Ende dieser Sendung. Es gibt immer noch eine abschließende Rubrik, die da heißt „Lange Rede, kurzer Sinn“. Jetzt wird es ernst. Nein, ganz einfach. Im Folgenden kommen drei Sätze, unvollständige Sätze, die Sie bitte ergänzen müssen. Bereit?
Dominik Roth: Ok, ich bin bereit.
Dirk Alstein: Erstens: Das größte Missverständnis im Bezug auf meine Arbeit besteht darin.
Dominik Roth: …dass ich nicht nur Christbaumschmuck mache.
Dirk Alstein: Ja, ich kann es ja immer noch nicht glauben. Haben wir jetzt aber auch mehrfach festgestellt. Gut. Zweite Frage: Als Bayer vermisse ich in Magdeburg am meisten…
Dominik Roth: …mein LKW, LKW ist die Abkürzung für Leberkäsweck, was eigentlich ein Leberkäsbrötchen ist, oder halt auf bayrisch eine Leberkässemmel.
Dirk Alstein: Damit können wir tatsächlich nicht dienen, ja. Leberkäse ist…
Dominik Roth: Das fehlt schon.
Dirk Alstein: Glaube ich. Dritte und letzte Frage: Wenn ich an guten Weihnachtsbaumschmuck vorbeigehe, denke ich…
Dominik Roth: …könnte ich bestimmt auch.
Dirk Alstein: Das würde ich doch auch sagen. Ok. Vielen Dank an Sie, Herr Roth, für Ihren Besuch. Vielen Dank an Sie da draußen fürs Zuhören. Das war es tatsächlich auch schon. Bleibt mir noch zu sagen: Wenn Sie Feedback zu dieser Ausgabe haben, oder allgemein zu diesem Format, egal ob positiver oder kritischer Natur, bitte schicken Sie dieses gern an uns und reichlich per E-Mail an , oder nutzen jeden anderen Kanal, der uns erreicht. Mir nochmal ganz wichtig zu sagen: Ihre Nachrichten werden natürlich auch vertraulich von uns behandelt, also machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie glauben irgendjemanden auf den Fuß zu treten. Die nächste Folge dieses Podcasts gibt’s dann erst im nächsten Jahr und deshalb wünschen wir hier an dieser Stelle schon mal ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Machen Sie es gut und lassen Sie sich vor allen Dingen auch nicht verrückt machen. Tschüss und bis dahin!
Dominik Roth: Tschüss!
Introstimme: „In die Uni reingehört“ – Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.