Corona-Simulationen, Versuche mit Mikroalgen oder Aufklärung über Gentechnik: Johannes Kopton kann irgendwie alles. Er studiert Systemtechnik und Technische Kybernetik. Sein Wissen wendet er auch engagiert außerhalb seines Studiums an.
Blaue und rote Punkte fliegen über den Bildschirm. Die blauen Punkte stellen gesunde Menschen dar, die von den roten Covid-19-Infizierten angesteckt und ebenfalls rot werden können. Einige bekommen eine schwarze Färbung. Grüne Punkte zeigen die genesenen Menschen an. Die Simulation der Corona-Pandemie programmierte Kybernetik-Student Johannes Kopton. Dafür nutzte er sein Hobby und sein gelerntes Wissen aus dem Studium. Die Simulation, die er als Youtube-Video veröffentlichte, hatte bereits nach drei Tagen über 6000 Aufrufe.
Johannes Kopton nutzt sein Wissen aus seinem Studium für die Gesellschaft und klärt über die nachhaltige Nutzung von Gentechnik auf (Foto: privat)
Experimente auf dem Bildschirm
„Simulationen sind Experimente am Computer, die in der Realität zu teuer, gefährlich oder, wie im Fall einer Pandemie, schlicht nicht möglich wären“, erzählt der Masterstudent. Mithilfe mathematischer Formeln aus verschiedenen Fachbereichen versuchte Johannes Kopton die Realität so abzubilden, dass ein Experiment zur Verbreitung des Coronavirus auf dem Bildschirm stattfinden kann. Einen existierenden Sachverhalt bildhaft darzustellen, steht hier jedoch mehr im Fokus, als etwas Neues herauszufinden.
So stand die Annahme, dass sich weniger Menschen infizieren, wenn sie zu Hause bleiben, schon vorher. „Ich wollte mit meinem Video verdeutlichen, wie wichtig es wirklich ist, zu Hause zu bleiben und sich an die Regeln der Kontaktsperre zu halten“, erklärt Johannes Kopton. In seiner Simulation vergleicht er den Verlauf, wenn sich niemand an die Maßnahmen hält mit dem Verlauf, bei dem sich 90 Prozent der Menschen an die Regeln der Kontaktsperre halten. Das Ergebnis ist eindeutig: Bei der ersten Simulation werden nach sehr kurzer Zeit nicht nur viel mehr Punkte rot, sondern auch schwarz. Die Erkrankungen sowie Todesfälle sind also viel höher und steigen explosionsartig.
Überfischung reduzieren
In seiner Bachelorarbeit setzte er sich ebenfalls mit einem aktuellen Thema auseinander: Am Max-Planck-Institut untersuchte und simulierte Johannes Kopton, wie man am besten die gesunden Omega-3-Fettsäuren aus Mikroalgen extrahiert. Denn dieser Nahrungsbestandteil kommt bei Fischen nur vor, weil er durch die gesamte Nahrungskette von den Algen weitegereicht wird. Daher muss er gezüchteten Fischen zugeführt werden, indem kleinere Fische aus dem Meer gefischt werden. Omega-3-Fettsäuren, die direkt aus Algen gewonnen werden, wären also deutlich nachhaltiger. Diese Problematik erläutert Johannes Kopton auch in einem Beitrag für die „Progressive Agrarwende", eine von ihm mitgegründete Initiative privater Personen, die unter anderem Wissenschaftskommunikation im Bereich Landwirtschaft betreibt.
Dort klärt das Mitglied der Grünen Jugend auch über Gentechnik und ihre mögliche nachhaltige Nutzung auf. „Ich setze mich dafür ein, einen wissenschaftlichen Diskurs über die Möglichkeiten der Gentechnik anzustoßen“, erklärt Johannes Kopton, „denn das kann ebenfalls nachhaltig sein: So wäre es möglich, eine wachsende Bevölkerung mit mehr Ertrag von Pflanzen zu ernähren oder Pflanzen resistenter gegen den Klimawandel zu machen.“
Kybernetik als vielfältig anwendbares Fachgebiet
„Ich habe schon im Abitur gern Vorgänge aus der Biologie und Physik am Computer simuliert. Aus dem Grund habe ich auch meinen Studiengang ausgewählt“, erzählt Johannes Kopton. Im Bachelor Systemtechnik und Technische Kybernetik lernte er, komplizierte Systeme durch Simulation zu beschreiben, beispielsweise in Fächern wie Mathematische Modellierung oder Simulationstechnik. Die Simulationen sind allerdings selten bildlich dargestellt: „Meistens handelt es sich um mathematische Gleichungen, die wir berechnen“, sagt Johannes Kopton. Mittlerweile studiert er Kybernetik auch im Master und spezialisiert sich auf biologische Systeme. Es ist auch möglich, sich auf anderen Gebieten wie Automobile, Robotik oder auch Medizintechnik zu spezialisieren. Der Studiengang ist an zwei Fakultäten angesiedelt: So vereinen sich hier Expertise der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik und der für System- und Verfahrenstechnik. „Das Verhältnis zu den Kommilitonen ist sehr familiär“, erzählt der Kybernetik-Student, „Im Master habe ich viele Biofächer teilweise mit nur fünf anderen Leuten, was ein gutes Betreuungsverhältnis natürlich begünstigt."