Nach acht bis neun Stunden auf der Arbeit braucht jede:r von uns einen Ausgleich: Wer sich viel bewegt, liest nach Feierabend vielleicht entspannt ein Buch in der Hängematte; wer den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, sucht sich wahrscheinlich eher ein aktives Hobby – so wie André Siegling. Vor ein paar Jahren hat der Wirtschaftsinformatiker das Imkern für sich entdeckt und produziert sogar den unieigenen Honig „Campus Kleber“. Dirk Alstein hat mit unserem OVGU-Imker über sein Hobby gesprochen und unter anderem erfahren, dass man die Stimmung der Bienen riechen kann, wir uns weniger Sorgen um die gelb-schwarz-gestreiften Tierchen als vielmehr um andere Insekten machen sollten und, dass das Bienenvolk der Uni bereits zweimal gestohlen wurde.
Heute zu Gast
Hauptberuflich ist André Siegling wissenschaftlicher Mitarbeiter am SAP UCC der Universität Magdeburg – mit 713 angeschlossenen Institutionen und über 120.000 Nutzern pro Jahr ist es das weltweit größte SAP-Zentrum seiner Art. Der studierte Wirtschaftsinformatiker entwickelt dort im Rahmen des SAP-University-Alliances-Programms mit Kolleg:innen innovative Lehr- und Lernumgebungen für Universitäten, Fachhochschulen und andere Bildungseinrichtungen. Der Hobby-Imker ist Mitglied im Deutschen Imkerverbund e.V. und verantwortlich für die Haltung der unieigenen Bienenvölker.
Der Podcast zum Nachlesen
Introstimme: „In die Uni reingehört“ – Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.
Dirk Alstein: Genauso ist es und damit herzlich willkommen zu unserer Augustausgabe dieses Podcasts. Und heute wird es entspannend, zumindest für meinen Gesprächspartner. Aber dazu später mehr. Er ist Wirtschaftsinformatiker an der Fakultät für Informatik und wissenschaftlicher Mitarbeiter am SAP University Competence Center. Er ist außerdem – und darum soll’s eigentlich heute gehen – neben seiner Arbeit auch leidenschaftlicher Imker und als dieser Produzent unseres Uni-Honigs „Campus Kleber“. Herzlich willkommen, Herr Siegling.
André Siegling: Hallo, guten Morgen.
Alstein: Herr Siegling, Sie haben mir das Du vorher angeboten. Also nicht, dass sich irgendjemand wundern sollte. Ich darf Sie und Sie dürfen mich duzen. Herzlich willkommen nochmal. Freut mich sehr. André, du kommst frisch aus dem Urlaub: Erster Termin heute?
Siegling: Ja.
Alstein: Wie oft denkt man da an die Bienen, zu Hause, wenn man eine Woche lang die Beine ins Wasser gehalten hat?
Siegling: Ach relativ wenig. Ich habe zwei kleine Kinder, die den ganzen Tag Programm brauchen 2 und 5, nee 4, fast 5 und da ist eigentlich wenig Raum für bewusste Erholung.
Alstein: Ja, das kenn ich. (lacht)
Siegling: Sag ich mal vorsichtig. Es ist ein wenig entspannend.
Alstein: Freut man sich fast auf den Schreibtisch, dürfen wir sagen. (lacht) Nee, nee, Urlaub ist schon besser, ich weiß. Und es ist ja auch schön, mit der Familie irgendwie Zeit zu verbringen. Wie lange darf man diese Tiere eigentlich alleine lassen? Also, ich meine die Bienen jetzt.
Siegling: Die Bienen kommen ohne uns Menschen ja eigentlich schon sehr gut klar. Nur durch die Schädlinge, unter anderem die Varroa-Milbe und andere Gegebenheiten ist es natürlich so, dass die eigentlich inzwischen eine dauerhafte Pflege brauchen.
Alstein: Ist so ja? Aber das würde nicht für die Wildbienen gelten?
Siegling: Für die Wildbienen weniger. Aber jetzt die staatenbildenden, die Honigbienen, die wir ja für unseren Honig haben, die haben mit ihren Schädlingen und den Krankheiten, die damit über sie hereinbrechen, stark zu kämpfen. Und darum brauchen sie eigentlich dauerhafte Pflege. Theoretisch kann man sie auch längere Zeit allein lassen, also Wochen oder Monate, wenn man gar nicht hinschaut, die kommen schon irgendwie klar. Aber so ein Volk bricht dann in der Regel nach vielleicht zwei bis drei Jahren auf jeden Fall zusammen.
Alstein: Ach tatsächlich? Und das würde in der freien Natur nicht so sein? Und die Kultivierung der Honigbiene hat sie tatsächlich dann auch anfälliger gemacht, ja?
Siegling: Ja, das ist nicht nur unbedingt die Kultivierung. Es ist eher so der weltumspannende Handel, wo dann halt die Varroa-Milbe mit eingeschleppt wurde. Es gibt auch andere Schädlinge, die aus anderen Richtungen auf uns langsam zukommen, der kleine Beutenkäfer.
Alstein: Invasive Art oder was ist das?
Siegling: Ja, wo der ursprünglich herkommt, weiß ich jetzt gar nicht. Aber ich hatte ja gesagt, ich bereite mich nicht vor.
Alstein: Ja. (lacht)
Siegling: Aber es ist so, dass man halt schon beobachtet, dass da auch in Europa vom Süden her, von Italien her immer mehr kommt. Und wenn dann natürlich so ein Volk über die Alpen mit der Post geschickt wird, wo ich gar kein Freund von bin, dann kann da natürlich auch mal sowas im Gepäck sein und sich dann hier stark verbreiten.
Alstein: Was macht denn die Honig-Ernte? Also oder ist es schon vorbei? Ich habe gelernt, es gibt bis zu zwei Ernten im Jahr, Frühsommer, Spätsommer. Stimmt das?
Siegling: Ja. Also wir machen für den Uni-Honig zwei Honigernten offiziell, natürlich so wie es anfällt, sage ich mal vorsichtig. Aber wir haben uns entschieden, weil wir ja auch so eine gewisse Gleichmäßigkeit halten wollten, dass wir sagen, wir haben einen Frühsommer- und Spätsommerhonig. Jetzt aktuell steht er ja im Stadtpark, da sind viele Linden. Das könnte natürlich auch ein sortenreiner Lindenhonig sein, ist er leider im Stadtpark oftmals nicht, weil da auch der sogenannte Götterbaum noch mit rumsteht, den die Bienen sehr gerne anfliegen. Das ist ein Baum, der glaube ich, ursprünglich aus Asien kommt, hier aber sehr gut wächst. Der hat so einen holunderartigen Geruch sowohl von den Blüten als auch dann vom Honig.
Alstein: Also sehr attraktiv für die Bienen.
Siegling: Genau, also die fliegen das gerne an und darum ist der Lindenhonig oft, weil der zur gleichen Zeit dann im Spätsommer blüht oder im Juli halt, oft vermischt.
Alstein: Aber kommt da dann kein Honig raus? Also es ist eigentlich egal? Für das Aroma ist doch das oder für die Produktion des Honigs.
Siegling: Genau.
Alstein: Es ist doch eigentlich egal, welche Blüten angeflogen werden, oder? Man kann nur nicht Lindenblütenhonig drauf schreiben.
Siegling: Genau, dann haben wir halt Blütenhonig oder was man halt machen darf, wofür wir uns entschieden haben, ist eben der Spätsommerblütenhonig oder eben der Frühsommerblütenhonig. Frühsommer ist dann meist so die Robinie z. B., die wir da mit reinnehmen, oder alles, was vorher blüht; die Obstbäume.
Alstein: Also ist die Frühsommerernte jetzt schon eingefahren?
Siegling: Ja, ja.
Alstein: (lacht)
Siegling: … wir haben eigentlich drei Ernten. Die Bienen stehen nicht dauerhaft auf dem Unigelände. Das liegt daran, dass sie in den letzten zwei Jahren zweimal gestohlen wurden.
Alstein: Darauf wollte ich auch noch zu sprechen kommen. Später. Ist ja unfassbar. Jemand stiehlt Bienen. Aber okay, das machen wir nachher.
Siegling: Genau. Und darum ist es so, dass ich die immer in ein Winterquartier ziehe, was dann ein privates Grundstück ist. Also im Winter schaut man, lässt man die Tiere ja völlig in Ruhe. Sie sind dann ja quasi im Winterquartier auf einem festen Grundstück und im Sommer ziehe ich sie halt dahin, wo dann halt die Blüten sind. Es gibt ja das sogenannte Wandern, wo man die Bienen dann halt sehr viel hin und her zieht und den Blüten nachwandert. Das mache ich nicht gern. Wir machen es so, dass wir sie im Frühjahr aufbauen und das ist auch die erste große Ernte. Dann stellen wir sie meist in die Nähe von einem Rapsfeld. Aber hier lokal. Wobei es dieses Jahr schon ein bisschen weiter war. Da standen sie bei Schönebeck, also 20 Kilometer weg und dann kommen sie aber spätestens zurück, wenn die Robinie blüht. Das ist ja eigentlich keine Akazie, sondern die Robinie, die bei uns steht. Und dann kommen sie in den Stadtpark an das Ruderhaus der Universität.
Alstein: Ok. Ab wann kann man die aktuellen Ernten dieses Jahres dann erwerben? Das geht ja nicht so schnell, oder das es dann im Shop steht?
Siegling: Da rufe ich Frau Strebe jetzt mal an, vom Unishop bzw. von der Buchhandlung, die sie ja auch verantwortet. Da sagt man Bescheid, wenn was alle war. Vor meinem Urlaub waren noch ein paar Gläschen da aus dem letzten Winter, der ist ja nicht schlecht. Ja und jetzt ist der erste halt ein wirklich sehr schöner Akazienhonig. Jetzt sage ich selber Akazienhonig, darf man auch sagen. Aber es ist eigentlich ein Robinienhonig und der ist schön flüssig, der bleibt flüssig. Den kann man halt sofort ins Glas einfüllen, dann die Etiketten drauf und dann kann er ja eigentlich schon ins Regal.
Den Honig der Uni Magdeburg kann man im Unishop kaufen (Foto: Andrea Jozwiak / Uni Magdeburg)
Alstein: Achso, das ist der, den man dann immer vorzugsweise in der Werbung sieht. Ja, weil das dann so gold-transparent aussieht und nicht so diese festen Klumpen bildet. Was ja kein Qualitätsmerkmal ist, aber ok.
Siegling: Okay, naja, naturbelassener Honig wird ja eigentlich immer irgendwann fest, außer halt, es hängt an der Zuckermischung. Also es gibt ja verschiedene Zuckerarten. Je nachdem, was drin ist im Honig, kristallisiert der halt schneller oder langsamer oder im Idealfall dann gar nicht, wenn er flüssig bleiben soll und der Rapshonig ist einer, der nach der Ernte nach ein zwei Wochen eigentlich schon sehr fest wird, dann kann man den quasi aus dem Glas meißeln oder der wurde früher teilweise auch so wie Butterstückchen verpackt, sodass man sich den in Scheiben aufs Brot legen konnte. Wollte ich eigentlich auch mal ausprobieren. Und heute ist es so, dass ich den Honig eigentlich immer so lange stehen lasse, bis er anfängt zu kristallisieren. Dann kann man ihn rühren. Dann steht man da morgens und abends 10 Minuten an dem Behälter, rührt den cremig und irgendwann ist er auskristallisiert. Dann erkennt man das schon. Dann kriegt er so einen perlmutt-artigen Schimmer. Also noch nicht so, wie er später im Glas aussieht. Und dann ist er eigentlich auch schon fast fertig, bleibt er cremig und den kann man dann auch schön aufs Brötchen schmieren.
Alstein: Ah, okay, alles klar. Ich würde gerne mal zu den Anfängen gehen, zu Ihren Anfängen als Imker. Sie sind Wirtschaftsinformatiker, habe ich ja schon gesagt. Das scheint irgendwie nicht so zwangsläufig auf die Imkerei hinauszulaufen. Wie kommt man auf so ein Hobby?
Siegling: Ich arbeite gerne und viel und hab dann aber irgendwann festgestellt, dass es vielleicht wenig Raum oder gar keinen Raum für irgendwelche Hobbys gab. Außer ein bisschen Sport. Und da hab ich mich dann bewusst für ein Hobby entschieden und hab auch aktiv nach gesucht und habe mich dann bewusst gegen etwas entschieden, was auch wieder sitzend oder am Computer stattfindet, sondern hab mich dann halt für die Imkerei entschieden. Damals wusste ich noch nicht, was da alles mit einhergeht, was sehr reizvoll ist, insbesondere jetzt so im Nachhinein. Man beschäftigt sich nicht nur mit den Bienen, man beschäftigt sich auch mit den Blüten, wann was blüht. Früher war es für mich so: Frühling, Frühsommer blüht und dann ist Schluss. Das ist natürlich nicht so.
Alstein: (lacht)
Siegling: Ja, es blüht eigentlich ganzjährig bis in den Winter rein und es ist am Ende so, dass ich wieder unheimlich viel gelernt habe über die Jahre. Also es war eine bewusste Entscheidung, die Imkerei zu machen. Und meine Erwartung damals war eine andere, als ich es dann danach erfahren habe.
Alstein: Ich habe in einem anderen Interview mit Ihnen gelesen, dass das Summen der Bienen als Geräusch auf Sie eine beruhigende Wirkung hat und dass Sie das auch reizvoll fanden …
Siegling: Ja.
Alstein: … als Sie sich das Hobby ausgesucht haben. Dann würde ich mir denken „Okay, wenn es jetzt um Beruhigung geht, dann wäre Angeln noch was Schönes gewesen.“ Aber warum denn imkern? Also da muss man doch irgendwie drauf kommen. Ist dann irgendwie ein Freund da oder so. Oder war Angeln dann doch zu langweilig?
Siegling: Ich hab’ früher geangelt.
Alstein: (lacht)
Siegling: … das kenne ich schon, aber jetzt nicht sehr intensiv, sondern ich kenne das halt. Und nein, ich habe tatsächlich auch ein bisschen was gesucht, was nicht jeder macht. Inzwischen ist es ja so ein bisschen in die Mode gekommen.
Alstein: Stimmt.
Siegling: Es machen sehr viele, was auch gar nicht schlimm ist. Also was positiv ist. Gerade auch in Magdeburg. Im Imker-Verein steigen die Mitgliederzahlen auf sehr viele junge Leute. Als ich damals da war, ich glaube, da war ich knapp über 30, da hat man sich doch sehr gefreut, dass mal ein Jüngerer dazukommt.
Alstein: Sie waren der Jüngste. Auch das habe ich gelesen.
Siegling: Genau.
Alstein: Da haben die sich gewundert, was machen Sie denn hier? Falsche Tür.
Siegling: Nicht ganz so. Es gibt natürlich auch andere junge Mitglieder, die damals schon drin waren, aber das hat jetzt schon sehr stark zugenommen.
Alstein: Habe ich auch den Eindruck.
Siegling: Das ist schön.
Alstein: Ja, auch in meinem Bekanntenkreis machen es tatsächlich viele, auch wenn sie dann vielleicht nicht langfristig darauf hängenbleiben. Aber es probieren zumindest viele erst einmal aus und bleiben und machen es dann einige davon tatsächlich auch schon seit einiger Zeit. Trotzdem das Risiko: Also manche empfinden Bienen als bedrohlich. Das hat Sie nie gestört? Oder ab dem wievielten Stich überlegt man sich „Das war vielleicht jetzt doch nicht die beste Idee mit der Imkerei.“?
Siegling: Also im Vergleich zum Angeln – da wird man ja auch gestochen von den Mücken.
Alstein: Stimmt. (lacht)
Siegling: Das ist sehr nervig. So ein Bienenstich, der tut mal kurz weh. Und je mehr es dann sind, also über einen längeren Zeitraum verteilt natürlich, tut es auch weniger weh. Nee, das stört mich eigentlich gar nicht, denn man kann sich mit der Kaffeetasse direkt, wenn nicht gerade ein Gewitter naht oder man den komischen Geruch am Leib hat, direkt eigentlich vor die Einfluglöcher der Beuten setzen und da schön zugucken und in einem Meter Entfernung sitzen. Vor einiger Zeit standen sie noch bei meinen Eltern im Garten in Möckern. Also ein Stück entfernt von Magdeburg. Ich glaube, 3 Meter Entfernung war der Hauptweg vom Garten oder einer der Hauptwege und da konnte man bedenkenlos langgehen.
Alstein: Aber Sie haben schon Schutzkleidung an, wenn Sie an die Waben wollen oder wie man das kennt?
Siegling: Ja, es gibt im Internet ja Videos von freien Oberkörpern oder mit der nackten Hand durch die Traube greifen. In gewissem Maße traue ich mich das auch, aber ich brauch das auch nicht. Also ich bin jetzt nicht auf die Stiche aus.
Alstein: Der Nervenkitzel muss nicht sein. Ja und was hat es mit den Gewittern auf sich? Weil Sie das gerade erwähnt haben? Sind sie dann reizbarer, die Tiere? Oder wie ist das?
Siegling: Oh, das kann ich jetzt nicht wissenschaftlich belegen. Aber es ist inzwischen so, dass man am Geruch – ich kann es leider nicht sehr gut riechen –, aber man erkennt am Geruch, wenn man an den Völkern arbeitet und am Summen, wie die Stimmung der Tiere ist. Und man sieht es natürlich teilweise auch an den Bewegungen. Also ich habe ja die Wächterbienen, die am Eingang sitzen. Je nachdem, wie nervös die auf eine sich nähernde Hand zugehen. Oder man erkennt insgesamt eine Stimmung am Volk.
Alstein: Ja.
Siegling: Und das ist von verschiedenen Gegebenheiten abhängig. Später im Jahr sind die Bienen – es natürlich auf den Winter zugeht und sie ihre Honigvorräte da stärker verteidigen wollen – sind sie ein bisschen nervöser und es kann vom Wetter und von den Temperaturen abhängen. Es kann von Vibrationen abhängen. Also, wenn man am Presslufthammer, oder wie heißt das: Bohrhammer, in der Nähe der Bienen arbeitet und die durch Erschütterungen quasi aufgeschreckt werden, dann merken die das natürlich auch.
Alstein: Und Laubbläser, wahrscheinlich, mögen sie bestimmt auch gar nicht.
Siegling: Die Bienen hören ja nicht. Das müsste ich natürlich jetzt auch erstmal nachschlagen. Also Bienen hören ja nicht, sondern Bienen kommunizieren über Vibrationen. Und von daher ist so ein lautes Geräusch …
Alstein: … was aber jetzt quasi keine Erschütterung erzeugt. Das hat auch keinen Einfluss. Ach so, ja, man kennt ja diese Bilder aus den Dokumentationen. Wenn ich Löwenzahn mit meinen Kindern sehe, dann kommt es irgendwann mal, dass die auch untereinander kommunizieren, indem die quasi, so wackelnd umeinander, so einen Tanz vollbringen und dann die Information weiterbringen.
Siegling: Ja genau der Bienentanz. Sie tanzen entweder Kreise oder Achten. Damit geben sie in der Entfernung eine Himmelsrichtung an, währenddessen werden dann Kostproben von dem Honig gegeben. Ist quasi so eine demokratische Entscheidung, wie viele Bienen sich dann anschließen. Und die sind ja wirklich sehr berechnend. Also wie weit ist eine Futterquelle entfernt? Wie leicht ist es zu sammeln, wie ergiebig und weiß nicht vielleicht doch lecker ist der Nektar, der da rauskommt. Ist ja noch kein Honig.
Alstein: Ja.
Siegling: Und dann irgendwann geht es halt los und die Bienen sammeln das.
Alstein: Achso, und ich dachte immer, es ist eine demokratische Entscheidung, okay. Also das ist nicht so, dass die Königin das Zepter schwingt und sagt: „Auf in diese Richtung, Süd Südost, 200 Meter, auf, auf“ oder sowas.
Siegling: Nee, die Königin ist ja eigentlich nie draußen, außer ganz am Anfang oder wenn sie halt schwärmt. Ansonsten ist die ja dauerhaft drin im Volk. Und dann gibt es einzelnen Bienen, die schauen sich in der Umgebung um, sammeln halt. Man sagt so 2 bis 5 Kilometer, so in dem Dreh, ist so die Entfernung, die sie zurücklegen. Und am Ende ist es so, dass sie diese Kostproben dann mit nach Hause bringen und dann verteilen im Stock. Und das kann man auch auf den Waben teilweise sehen, wenn man sich die mal fluglochnah anschaut. Da sieht man öfter mal so einen Tanz und dann geht es dann irgendwann los. Dann fliegt da halt ein Teil ein. Und es kann durchaus sein, dass quasi in 5 Meter Entfernung vor der Bienenbeute ein Apfelbaum steht. Jetzt darf ich die Blüten nicht durcheinanderbringen, also ein Obstbaum steht, der gerade frisch noch blüht und dann ist halt in 500 Metern oder mehr ein großes gelbes Viereck in der Landschaft, der Raps und da fliegen die dann natürlich in Masse hin, weil sie da sehr viele Blüten auf dem engen Raum haben.
Das Bienenvolk der Universität Magdeburg (Foto: Anika Kloß / Uni Magdeburg)
Alstein: Wenn ich mich jetzt entscheiden würde wie viele andere junge Leute – wobei ich jetzt das Durchschnittsalter in so einem Imker-Verein wahrscheinlich nicht mehr drücken würde – Imker zu werden, auf was muss ich mich einstellen? Weil Sie sagten ja auch schon, Sie hatten eine andere Erwartungshaltung eigentlich, wie viel Zeit und wie viel Geld?
Siegling: Also es ist im Endeffekt so, dass empfohlen wird, dass man sich einen Imkerpaten sucht, also einen erfahrenen Imker, der einem dann aushilft. Man kann unheimlich viel Geld ausgeben für sehr viel Ausstattung. Es gibt so einen schönen Spruch: „Mit Imkern verdient man Geld.“ Man kann das „imkern“ klein schreiben, kann also den Honig verkaufen und Geld verdienen oder halt, man verkauft die Ausstattung, dann ist das I groß. „Mit Imkern verdient man Geld“, in diesem Fall. Und es ist so: Ich brauche ja ein, zwei Bienenbeuten, da gibt’s die verschiedensten Formen. Dann muss man sich halt informieren, an was man glaubt, was das Beste ist für die Bienen. Dann gibt es so Sachen wie ein bisschen Werkzeug in den Stock, meist einen Bienenbesen, was man dann klassisch braucht. Die Bienenbesen könnte ich, wenn ich jetzt im Herbst meine Gänse selber schlachten würde, auch durch einen Gänseflügel schon ersetzen. Da kann ich halt Geld sparen, wenn ich das möchte. Ich kann mir für wenige hundert Euro oder auch vierstellige Beträge Honigschleudern kaufen, die ich dann brauche. Oder ich leihe sie mir vielleicht vom Verein oder eben von meinem Imkerpaten, den ich habe. Also das ist sehr variabel. Wenn ich jetzt so eine Grundausstattung kaufe, ist das eigentlich für einen kleinen, mittleren oder dreistelligen Betrag gut möglich.
Alstein: Und die Bienen? Was kosten die denn? Also kaufe ich die in der Zoohandlung?
Siegling: Nee, nee. Also man kann sie tatsächlich auch im Internet bestellen. Es gibt Zeitschriften speziell für Bienen oder ich schaue bei eBbay-Kleinanzeigen. Ich kann die, wie gesagt, tatsächlich per Post aus Italien holen. Ich würde immer vorschlagen, regional zu kaufen, Kontakt zum Imker-Verein oder zu anderen Imkern herzustellen und dann da zu schauen, wo im Frühjahr was verkauft wird. Ein Volk kostet in der Regel so um die 100 Euro.
Alstein: Wie viele Bienen sind das dann?
Siegling: Oh, das ist unterschiedlich. Um die 10.000 im Frühjahr sag ich mal vorsichtig – kann falsch sein, die Zahl. Und dann hängt es immer davon ab, ob ich quasi einen Brutraum oder zwei habe. Das geht zu sehr ins Details, aber das sind ja diese Kisten, die man oft übereinandergestapelt sieht. Also von der Größe hängt es ab, aber so um die 100 Euro sind es meistens, was man bezahlt oder was auch gemacht wird. Oft ist, wenn man es jetzt über Bienenpaten macht, dass man halt über das Jahr sich dann einen sogenannten Ableger geben lässt und dann halt vielleicht auch kostenlos starten kann.
Alstein: Wir sind da jetzt ungefähr bei 2.000 Euro? Keine Ahnung.
Siegling: Das braucht man für einen Einstieg nicht.
Alstein: 1,5?
Siegling: Eine Bienenbeute, eine gute kostet zwischen 150 und 250 Euro. Wenn ich die voll ausstatte.
Alstein: Aber mit der Ausrüstung? Wo sind wir da jetzt?
Siegling: Für 500 Euro hab’ ich auf jeden Fall ein bis, wenn es gut läuft, vielleicht zwei Bienenvölker stehen.
Alstein: Okay und mit der Zeit worauf muss man sich da einstellen?
Siegling: Also laufende Kosten hat man eigentlich nicht unbedingt. Wenn ich’s sehr klein halte und für mich selber produziere, dann brauche ich nicht ständig neue Ausstattungen. Üblicherweise wird derzeit noch mit Mittelwänden gearbeitet, die ich vielleicht kaufe. Mittelwände und Zuwachsplatten, wo ich den Bienen versuche, so ein bisschen vorzugeben, wie sie bauen. Dass es auch schön gerade ist …
Alstein: (lacht)
Siegling: … und dass man es dann schön bearbeiten kann. Da gibt’s auch Imker, die sind davon Freund und es gibt halt Imker, die der Meinung sind, das macht man nicht mehr. Da werde ich ja heute auch keine Position beziehen in irgendeiner Form. Ich selber mache mir viele Gedanken, was gut oder schlecht ist und man kommt eigentlich dahin, dass man, wenn man den Honig abgibt, dass man natürlich auch mal ein paar Euro dafür in die Hand gedrückt bekommt. Und wenn man darauf achtet, dass es sich die Waage hält, dann kommt man damit eigentlich so hin, dass es gut funktioniert und man nicht zuschießen muss.
Alstein: Ja, aber was muss ich jetzt an Zeit einplanen? Beim Hund weiß ich, mit dem muss ich Gassi, mit dem muss ich mal irgendwie einen längeren Spaziergang machen. Weiß ich nicht, ich bin kein Hundehalter, aber mindestens zweimal am Tag und dann vielleicht nochmal einen Ausflug. Wie muss ich mir das bei den Bienen vorstellen?
Siegling: Ich mache es so, dass ich meine Bienen einmal die Woche besuche.
Alstein: Ja.
Siegling: Im Sommer. Das fängt im Frühjahr an. Man lässt sie über den Winter, wie gesagt, in Ruhe. Dann irgendwann, wenn die Temperaturen schön steigen, man mal so stabil, man sagt über 12 Grad hat, vielleicht auch 15, dann schaut man sich an, wie sie den Winter überstanden haben. Wenn sie halt ein schwächeres Volk sind, was jetzt nicht unbedingt negativ sein muss, kann man quasi ein paar alte Waben entsorgen, den Raum ein bisschen verkleinern. Das sind dann schon mal, ich sage mal pro Volk, vielleicht eine Stunde Arbeit so initial und dann ist es so, dass man über das Jahr hinweg, also bis zum August, auf jeden Fall ganz klassisch, wie gesagt, einmal die Woche hingeht. Die Lehrbücher sagen dann wahrscheinlich alle 10 Tage, weil das der Zyklus ist, wo eine neue Königin gezogen wird. Und der Imker möchte eigentlich, wenn er da sehr hinterher ist, hinter dem Honigertrag, vermeiden, dass so ein Bienenvolk sich teilt, also schwärmt. Und darum muss er da halt regelmäßig reinschauen. Ich bin da jetzt nicht ganz so scharf hinterher. Ich gucke mir die Völker an, in welchem Zustand sie sind und ich war jetzt z. B. drei Wochen schon nicht mehr da.
Alstein: Ach.
Siegling: Weil ich einfach die Urlaube hatte. Ich hoffe, sie stehen noch da. Nein, ich weiß es, weil ich inzwischen die gesichert habe, unter anderem mit GPS-Trackern. Und es ist so, dass die Tiere eigentlich über den Sommer alleine gut klarkommen und wo man wieder ein bisschen mehr reinstecken muss, ist dann in die Einwinterung. Je nachdem, wie viel Honig man stiehlt oder eben den Bienen lässt, muss man halt mit Zuckerlösung ein bisschen was einfüttern, dass die für den Winter was haben. Honig ist ja auch erstmal nichts anderes als eine Zuckerlösung, natürlich mit einer Menge anderer positiver Inhaltsstoffe. Und dann muss man halt drauf achten, dass der Raum ungefähr zu den Bienen passt, dass die halt im Winter, dass da nicht so viel vielleicht schimmeln kann und das Ganze nochmal ein bisschen anpassen.
Alstein: Weil du es gerade angesprochen hast mit dem Klauen. Über welche Tätergruppe sprechen wir hier eigentlich? Wer klaut denn bitteschön Bienen? Was hat er davon? Und das können doch nur andere Imker sein? Oder sind das irgendwelche Vandalen? Oder warum klaut man Bienen?
Siegling: Weil man welche braucht? Weiß ich nicht. Weil man die Ausstattung verkaufen möchte. Ich kann es mir tatsächlich auch nicht vorstellen. Also wir haben jetzt die beiden Fälle, die an der Universität jetzt stattgefunden haben … waren so, dass sie …
Alstein: Ach ,das war auf dem Gelände der Uni? Wo standen sie?
Siegling: Ja, im Rotehornpark, am Sporthaus, am Ruderhaus. Ich hoffe, das ist richtig. Nicht, dass die Kollegen aus den Sportteilen das übel nehmen.
Alstein: (lacht)
Siegling: Da ist es so, dass das Gelände umzäunt ist. Es ist abgeschlossen. Das heißt, man muss da auch einen kleinen Zaun überwinden. Der ist jetzt ein bisschen mehr als hüfthoch. Ich glaube sogar brusthoch jetzt für mich. Und am Ende ist es so, dass es schon ein gewisser Aufwand ist und es war tatsächlich beim ersten Mal auch so, dass der oder die Täter:innen zurückgekommen sind und auch noch die liegengebliebene Ausstattung nachgeholt haben. Ich war quasi einmal da, hab das festgestellt, komme dann eine Woche später wieder, wollte quasi meine liegengebliebenen Reste der Ausstattung holen – also so selbstgebaute Bänke – und davon war dann auch noch ein Teil verschwunden.
Alstein: Ja. Also ich bin jetzt nicht Rudi Cerne bei Aktenzeichen XY ungelöst. Aber das deutet doch auf jeden Fall auf eine gut informierte Tätergruppe hin. Und jemand, der damit was anfangen kann. Weil wenn da irgendjemand von einer Gruppe vorbeiläuft, die haben dann vielleicht ein bisschen zu viel gefeiert. Warum auch immer. Es werden ja auch Einkaufswagen irgendwie mitgenommen, wobei die ja nur einen praktischen Zweck haben könnten. Aber sei’s drum. Aber da will doch jemand tatsächlich direkt an die Völker ran und an die Ausstattung und macht sich ja dann auch noch die Mühe. Das muss ja abtransportiert werden. Was ist da los?
Siegling: Naja, wenn jetzt. Ich glaube.
Alstein: Gibt’s da im Imker-Verein nicht wen? Wird da dann nicht lange diskutiert? Denn irgendwie naja …
Siegling: Ja, es werden Sicherungsmaßnahmen diskutiert. Man kann auch Überraschungen einbauen für denjenigen, der dann die Beute abtransportieren möchte, dass das nicht stattfindet. Man kann von außen gut sichtbar Ketten drumlegen. Man kann halt innendrin GPS-Tracker einbauen, die dann halt beim Transport auf Vibration reagieren.
Alstein: Hat man mal jemanden gefasst? Mich würde ja mal wirklich interessieren …
Siegling: Nein. Also sicher wurde mal irgendwo wer gefasst, wenn es im größeren Stil war, hab’ ich auch mal einen Artikel drüber gelesen. War jetzt nicht bei uns, war weiter entfernt. Aber die Polizei in Magdeburg, die waren sehr nett, die haben das aufgenommen, haben mir aber auch glaubhaft gemacht – ich glaube das selber auch – es wird nicht möglich sein, die Täter zu ermitteln. Im Endeffekt sind diese Bienenbeuten ja sehr ähnlich, wenn man sie nicht individuell gekennzeichnet hat in irgendeiner Form, sodass auch die Wiedererkennung schwer ist. Man erkennt ja auch seine Bienen nicht an den Streifen wieder oder was weiß ich.
Alstein: (lacht)
Siegling: Und es ist am Ende halt so, dass das Ganze ja dann verkauft werden kann oder woanders benutzt werden kann. Und wenn ich da vorbeigehe und sage, das könnten jetzt meine sein, aber die sind ja nun Standard und die Beutenfarbe ist jetzt nichts Besonderes. Wenn da nicht irgendwo was eingebrannt ist.
Alstein: Ah ja, okay, gut. Du hattest das ja auch schon mehrmals gesagt, wo die Bienen stehen. Ich sag es jetzt mal als Laie, als totaler Amateur von außen: Ey, das ist doch der Campus Kleber, das ist unser Uni-Honig. Warum stehen denn die Völker hier nicht auf unserem Gelände, hier direkt auf dem Campus, auf dem Dach oder sowas? Jetzt haben wir ja auch, man sieht es ja hier auch in der Umgebung, so schöne Bienenweiden mittlerweile, wo die Blüten dann wild wachsen dürfen. Wo nicht gleich wieder alles weggemäht wird. Also warum stehen die nicht hier?
Siegling: Zum einen wollen wir das nicht ganz so offen hinstellen, genau wegen des Diebstahls, weil es ja ein bekanntes Problem ist oder was auch stattfindet – das hatte ich zum Glück noch nicht – das ist Vandalismus, also die werden umgestoßen oder so, wenn man dann schnell weg ist, dann passiert da auch nicht viel. Auch da gibt’s eine gute Zahl an Fällen. Wir haben verschiedene Sachen überlegt, auch das Dach der Bibliothek zum Beispiel, wo es dann gut sichtbar ist. Also erstens gibt es immer Vorbehalte: Bienen, die stechen ja böse und die fliegen mir aufs Marmeladenbrot, was eigentlich eine Biene selten oder nie macht, weil das ja dann Wespen sind. Eigentlich. Und dann ist es so, dass natürlich, wenn die jetzt hier irgendwo auf dem Gelände stehen und viele vorbeilaufen, man bei der Masse der Menschen Allergiker haben kann. Bei den Bienenvölkern achte ich z. B. auch nicht besonders auf Sanftmut, also dass die jetzt wirklich so sind. Ich bin ja der Meinung, wenn die Bienen sich natürlich entwickeln, sollen die ruhig wehrhaft sein. Die haben ja durchaus auch andere Feinde als den Menschen. Und wenn dann eine Wespenhorde einfällt und die sitzen blöd auf ihren Waben rum und kümmern sich nicht drum, dann ist das nicht unbedingt erstrebenswert. Darum züchte ich jetzt nicht unbedingt sanftmütige Bienen und da kann es auch mal sein, dass ein Volk ein bisschen stechlustiger ist. Es ist nie so, dass man da in 5 Metern Entfernung sofort angegriffen wird, aber es gibt durchaus mal einzelne Bienen, die auch mal einen Rappel bekommen.
Alstein: (lacht)
Siegling: Sei es das Wetter oder sei es ein anderer Grund. Und dann irgendwie einen anfliegen und dann auch gerne mal stechen. Und das ist natürlich.
Alstein: Mit dem falschen Fuß aufgestanden. Kennen wir alle. (lacht)
Siegling: Keine gute Werbung.
Alstein: Okay, das verstehe ich ja, okay.
Siegling: Und persönlich bin ich auch der Meinung – also es gibt ja auch verschiedene Dächer, die vielleicht geeignet wären – aber ich sag mal, so eine Biene wohnt natürlicherweise irgendwo im Baum in Baumhöhlen. Oder setzen sich auch mal in Mauerhöhlen, wo es vielleicht nicht ganz so kalt ist. Aber die oben in exponierter Lage auf Dächer zu stellen, selbst wenn es vielleicht geschützt ist – man hat die Sonne, man hat das Wetter schon stärker, man hat den Wind und gerade im Winter. Ich bin da persönlich kein guter Freund von, aber ich kann das jetzt nicht belegen, ob das ein guter oder schlechter Standort ist.
Alstein: Ja, aber es würde funktionieren. Standort Stadt geht mittlerweile? Naja, also nochmal aus der Sicht eines Laien ich würde immer denken: „Okay, die Bienen müssen irgendwie raus in die Natur, da wo es grün ist.“ Jetzt sehe ich zwar in der Stadt, dass man hier immer mehr wild wachsen lässt, was ich ja gut finde. Bienenweiden sind ja hier sogar gekennzeichnet auf dem Campusgelände. Trotzdem denke ich mir immer: „Ja, wo sollen die hin, wo sollen die ihr Zeug einsammeln?“ Aber es geht, ne? Der Standort Stadt funktioniert mittlerweile.
Siegling: Stadt funktioniert inzwischen oftmals besser als das Land, je nachdem wo man steht.
Alstein: Warum? Wegen der Monokulturen im agrarwirtschaftlichen Raum?
Siegling: Monokulturen. Bei uns in der Gegend ist es eigentlich sehr schön. Wir haben Robinien, die überall verteilt stehen, um Magdeburg herum. Es geht in Richtung Brandenburg oder auch in anderen Regionen gibt es auch noch große Wälder, wo die Bienen dann zumindest was finden. Und dann in Kombination mit anderen Blüten kommen die Bienen ja eigentlich relativ gut klar. Auch auf dem Land möchte ich behaupten, in Möckern z. B. was ja jetzt eine Stadt ist, aber eher dörflich, vorsichtig.
Alstein: Vorsicht, Vorsicht. Möckern ist ja eine Stadt. (lacht)
Siegling: Ja, und da ist es eigentlich so, dass die Bienen eigentlich immer was gefunden haben und gleichzeitig kenne ich Imker aus Niedersachsen. Man spricht von der „Vermaisung“, weil für Biogasanlagen wird halt Mais angebaut, hauptsächlich. Und da ist es so, dass die Bienen damit nichts anfangen können und finden nichts. Sie mussten im Sommer ihre Bienen dann halt teilweise füttern in den ländlichen Regionen, damit die überhaupt klarkommen. Wenn dann z. B. die Robinie durch ist und keine Linden in der Nähe sind und danach dann halt im Sommer nichts mehr blüht, was sie anfliegen können und alles nur voller Mais ist, dann brauchen die Bienen Hilfe. Und in der Stadt ist es in der Regel so, dass Bäume, die da sind, dass sind gute Nektar-Quellen. Und dann gibt’s inzwischen ja, Gott sei Dank, viele solche Wildwiesen oder auch Kleingärten mit Obstbäumen im Frühjahr und solche Geschichten. Da ist relativ viel zu holen für die Bienen und man hat natürlich weniger Pestizide. Man hat andere Schadstoffe aus dem Autoverkehr zum Beispiel. Aber der Pestizideinsatz …
Alstein: … wiegt schwerer? Tatsächlich?
Siegling: Ja, ja, darum zögere ich. Gerade in der Landwirtschaft ist es so, dass das natürlich großflächig eingesetzt wird. Da wird inzwischen oftmals so gespritzt, dass z. B. unterhalb der Blüten die Wirkstoffe eingebracht werden. Beim Raps z. B.: Da sieht man, die Fahrzeuge sprühen nicht mehr wie wild in der Gegend rum, sondern da hängen so Schläuche, die dann zwischen den Reihen unten das Einbringen.
Alstein: Achso, ok. Macht man das wegen der Insekten tatsächlich oder warum macht man das?
Siegling: Ja, das ist auch einer der Effekte.
Alstein: Ja, okay.
Siegling: Und unter anderem ist es dann auch so, dass außerhalb der Flugzeiten der Bienen dann halt gespritzt werden soll und solche Geschichten. Also da achtet man schon drauf. Und ich bin immer wieder überrascht, wie der Kleingärtner, also nicht der Kleingärtner an sich – da will ich nicht alle über einen Kamm scheren – aber doch, wie intensiv noch Gifte, Pflanzengifte, Insektenschutz in den Kleingärten und in den privaten Gärten eingebracht werden und da ist es durchaus viel. Das ist ein negativer Effekt in der Stadt, aber macht jetzt nicht den Großteil aus. Also die Stadt ist ein sehr guter Standort und gerade jetzt, wenn wir sowas haben wie in Magdeburg mit dem großen Stadtpark – das ist eigentlich nahezu perfekt.
Alstein: Schön, sowas zu hören auch. Denn es gibt ja viele Gründe, nicht in der Stadt wohnen zu wollen oder es nicht so gut zu finden. Aber na eben, dann haben wir auch einen positiven. Wir kommen zu einem – ah, da freue ich mich besonders drauf – ich habe ein Quiz vorbereitet, André. (lacht)
Siegling: Ich werde versagen.
Alstein: Nein. Ja. Aber dann wird es wenigstens lustig. (lacht) Haben wir zum ersten Mal bei diesem Podcast, freue ich mich sehr. Du hast das ja vorhin auch schon erwähnt: Man lernt logischerweise – es ist für mich auch klar – als Imker lernt man irgendwann, die Bienen zu deuten in ihren Bewegungen, aber auch an ihren Fluggeräuschen. Jetzt habe ich vier verschiedene Insekten per Geräusch hier vorbereitet, die ich gleich einspielen werde und du müsstest bitte – (lacht) – ich freue mich einfach so und ich sehe in deinem Blick, dass du so ein bisschen Angst hast. Aber keine Sorge, es ist ja gar nicht so, du wirst ja nicht mit Schimpf und Schande aus dem Verein gejagt, wenn die das hören.
Siegling: Nein, ich denke nicht. Wir können ja auch schneiden.
Alstein: Genau (lacht). Nein. Und noch ist nichts verloren. Es gibt vier Insekten, die hab ich vorbereitet, die spiele ich gleich ein. Und du müsstest bitte mal gucken, ob du die Biene herausfindest. Sie ist auf jeden Fall dabei. Geräusch 1. Willst du erst alle hören oder willst du direkt raten?
Siegling: Wenn es jetzt primär darum geht, die Bienen rauszufinden, dann würde ich gerne alle hören.
(Geräusch wird abgespielt)
Alstein: Das hab’ ich falsch formuliert. Ich habe hier tatsächlich sogar von meiner Kollegin Frau Frankmölle und Frau Ziemer vom Merchandisingbereich so ein tolles A6-Notizbuch der Universität mit einem Bio-Kugelschreiber. Den würd’ ich dir noch obendrauf packen, wenn du nicht nur die Biene herausfindest, sondern vielleicht auch, sagen wir mal, mindestens noch ein zweites Insekt erkennst. Ich meine, man kann ja auch tippen, so viel bleibt da eigentlich auch gar nicht. Willst du es nochmal hören oder willst du lieber tippen?
Siegling: Das war jetzt ein bisschen scharfkantig. Ich würde sagen, das war jetzt nicht die Biene. Das ist eher vielleicht eine Wespe oder vielleicht sogar eine Hornisse gewesen.
Alstein: Okay, dann lass ich das jetzt so?
Siegling: Oh, das war schon falsch. War es schon falsch?
Alstein: Ja, aber es war auch nicht die Biene. Also es stimmt, es war nicht die Biene, aber der andere Tipp war auch nicht richtig. Ich mache mal den nächsten.
Siegling: Bei den Bienen würde ich mir sowas ruhiges wünschen, so wo die in Harmonie am Flugloch schwirren.
Alstein: (lacht)
(Geräusch wird abgespielt)
Siegling: Wenn viel los ist, kann das auch so klingen. Auch das war mir fast ein bisschen zu scharfkantig.
Alstein: (lacht) Naja, vielleicht war ja irgendwie … weiß nicht.
Siegling: Wir hören doch alle erstmal.
Alstein: Ja, okay. Genau.
Siegling: Und ich versuch dann danach du raten, was ich weiß.
(Geräusch wird abgespielt)
Alstein: Ach, ich finde das so gut. Insekt Nr. 3. Da will man so direkt irgendwie mit der Hand um sich schlagen. (lacht)
Siegling: … und die Nr.4?
(Geräusch wird abgespielt)
Alstein: Das klingt irgendwie für mich, als ich das gehört habe, es klingt total nach Nürburgring, irgendwie nach Rennsport.
Siegling: Da ist immer so ein Röhren drin, als ob die in einer Cola-Dose fliegen.
Alstein: Willst du es nochmal hören?
Siegling: Nein, ich würde jetzt sagen, die 2 war dann die Biene unter all denen.
Alstein: Ich sag noch nichts. Oder doch? Komm, es war richtig! Die 2 ist die Biene. Es stimmt. (lacht)
Siegling: Dankeschön. Können wir das letzte nochmal hören?
Alstein: Ja, der Rennfahrer. Das war der Applaus. (lacht) Den hatte ich aufgehoben. Moment, hier.
(Geräusch wird abgespielt)
Siegling: Das letzte war so ein bisschen kräftigt, das könnte eine Hummel gewesen sein.
Alstein: Ich mach mal, ich sag mal nichts. Und spiel nochmal das erste.
(Geräusch wird abgespielt)
Alstein: Ist doch schon ein bisschen gemütlicher, oder?
Siegling: Ja, dann nehmen wir hier die Hummel.
Alstein: Mhm. Und dann wäre das, was wir eben hatten, dieses Rennfahrerding?
Siegling: Dann würde ich das eher so auf wespig tippen? Vermutlich.
Alstein: Ja. Und das mit dem, wo man das Gefühl hat, man muss die Hand irgendwie zum ...?
Siegling: Nee, da fällt mir jetzt eigentlich nichts ein.
Alstein: Ah, komm! Also Hummel, richtig. Biene, richtig. Wespe, richtig. Das war gerade eine Fliege.
Siegling: Das war eine Fliege?
Alstein: Ja, das reicht für das Notizbuch, André! Herzlichen Glückwunsch! Super, das war gut.
Siegling: Danke – mit Hilfe.
Alstein: Mit Hilfe. Sehr gut. (lacht) Ah, das war schön. Ich glaube, das mit dem Quiz müssen wir jetzt immer in diesem Podcast machen. Wunderbar. Also das Notizbuch gehört dir, ist wirklich ein schönes. Es ist ledergebunden und dann gibt’s hier nochmal so ein Klemmgummi mit einem Biopen dran, den man hier so einstecken kann, kann man auch so im Unishop erwerben, wo man auch den Campus Kleber von André erwerben kann und seinen Bienen. Gut.
Siegling: Freut mich. Danke.
Alstein: Ja, ich würde gerne nochmal auf das Thema Ökologie kommen. Siehst du dich tatsächlich mehr als Honig-Produzent oder als Naturschützer?
Siegling: Also das war tatsächlich der Perspektivwechsel, den ich vorhin mal angegeben habe. Also am Anfang war ich natürlich auf den Honig aus. Für mich, vielleicht auch für andere, war auch da quasi so ein bisschen hinterher. Kam dann auch dazu, dass ich nach ein paar Jahren tatsächlich mal bei einer halben Tonne Honig war.
Alstein: Was viel ist? Nehme ich mal an.
Siegling: Das ist viel! 500 Kilo sind dann gute 1.000 Gläser. Das ist auch tatsächlich unters Volk gekommen, ohne Probleme. Das hat mich sehr gewundert damals. Mein Vater hat natürlich viel mitgeholfen. Also ganz alleine hab ich das nicht gestemmt und es war am Ende aber so, dass ich das aufgrund der Zeit ein bisschen reduziert habe. Inzwischen habe ich ja zwei Kinder und hatte auch andere private Herausforderungen zu bewältigen und ich will mich jetzt eigentlich viel mehr damit beschäftigen, wie es den Bienen gut geht. Seit einigen Jahren schon. Ich kann das nicht so richtig umsetzen, lese viel, schaue viel. Es gibt das sogenannte wesensgemäße Imkern oder wo man sich versucht, den Bienenwiesen anzunähern, wobei man da noch nicht genau weiß, was wirklich das Richtige ist.
Alstein: Ja.
Siegling: Also da muss man halt wirklich schauen, was das noch bringt. Und was diese Varroa Bekämpfung angeht: Man kann viel mehr Sachen auch machen. Das steckt aber, kann man fast sagen, noch in den Kinderschuhen, auch wenn da einige sind, quasi einzelne Pioniere, die da teilweise sehr altes Wissen wieder rauskramen. Damit muss man sich mal so ein bisschen beschäftigen, wo dann vielleicht der Honigertrag sinkt, aber man vielleicht auch ein bisschen weniger wieder darum kümmern muss. Also eigentlich ist man als Imker heute damit beschäftigt, wenn man das im normalen Sinne macht, so wie es jetzt auch über die letzten Jahre üblich war. Was auch nicht falsch ist, weil es auch nicht anders geht derzeit. Man ist damit beschäftigt, die Krankheiten zu bekämpfen und nicht den Honig so zu ernten, also die Bienen zu pflegen über das Jahr und die Bienen haben eine unglaubliche Vitalität. Im Sommer, täglich oder ab dem späten oder ab dem Frühjahr – teilweise schon geht das ja im Februar los – legt die Königin so viele Eier, dass die Masse an Bienen halt den Schädlingsbefall im Volk, also hauptsächlich der Varroa-Milbe halt, überdeckt. Und wenn es dann im Winter aber nachlässt oder zum Spätsommer hin in Richtung Winter hört die Brut ja auch mal auf und sich dann quasi die Schädlinge auf den Bestand der Bienen stürzen. Da ist es ja so, dass dann im August, September die Völker dann halt auch zusammenbrechen können und auch oft tun, wenn sie nicht gepflegt werden. Es wäre eigentlich schön, wenn man da wieder zu einem Zustand kommt, dass man so ein Insekt, was ja eigentlich schon seit Millionen von Jahren existiert, wieder dahin bringt, dass es auch alleine weiter überlebensfähig ist.
Alstein: Mhm
Siegling: Und es gibt in Europa nur noch ganz wenige Inseln, wo diese Varroa-Milbe nicht in den Völkern ist und diese selbst wildlebenden Honigbienenvölker, die es eigentlich so gar nicht gibt, die dann aber halt von den Imkern durch Teilung, durch Schwärmen, sich irgendwo niedergelassen haben – sind eben Völker, die selten dauerhaft oder lange Bestand haben. Das wird dann halt mit großen Beständen, die lange bestehen, mit großem Interesse untersucht und beforscht. Und da kann man noch viel lernen, glaub ich, in den nächsten Jahren. Jetzt habe ich die Eingangsfrage vergessen. (lacht) Habe ich sie denn beantwortet?
Alstein: Ich tatsächlich auch. Aber ich finde das ganz interessant. Das erinnert mich so ein bisschen an Agrarwirtschaft. Teilweise ist es so, dass man die alten Sorten wiederentdeckt. Ja, okay, das klingt jetzt bei den Bienen bisschen blöd, aber man versucht eigentlich eher wieder zu dem natürlichen Wesen der Biene wiederkommt und so, okay. Nee, das war doch interessant. Da ist die Frage doch dann auch egal. Du hast im Vorgespräch einen schönen Satz gesagt, der sinngemäß lautete: „Mit den Bienen kann man Geld verdienen. Deshalb spricht man auch zu wenig über die anderen Insekten.“ Vielleicht kannst du das nochmal kurz erklären.
Siegling: Naja, es ist ja so: Wir sprechen über Blüten, über die Bienenweiden, quasi über diese Blühmischungen, die ausgebracht werden, die teilweise auch an Äcker grenzen, halt in der Landwirtschaft auch mit EU-Mitteln gefördert werden, die es in der Stadt gibt. Es ist so, dass eigentlich viele Insekten verschwinden, ohne dass wir es bemerken. Es macht mich immer traurig. Wirklich traurig, wenn ich durch die neuen Haussiedlungen gehe und so Schottergärten sehe und da feststelle, dass das toter Raum ist und nicht nur für die Bienen, sondern eigentlich für alle Insekten, die über und unter der Erde leben. Und das ist eigentlich der Beginn der Nahrungskette, wo unheimlich viel kaputt gemacht wird nach hinten raus. Und man kann eigentlich mit relativ wenigen Mitteln dafür sorgen, dass die Bienen, da ja nicht nur die Bienen, eben alle Insekten, was zu finden haben und damit dann die Vögel und auch wieder andere Tiere. Es gibt wunderschöne Seiten, wenn ich mir Gedanken mache über Gartengestaltung, der Kirschloorbeer ist z. B. ein schöner Baum der auch optisch tatsächlich ansprechend aussieht. Das ist ein Busch, der sehr in Mode ist, der aber eigentlich für unsere Insektenwelt …
Alstein: … nichts bietet.
Siegling: … sogar tot ist, die Blätter sind sogar giftig. Also weiß nicht ob ich das jetzt richtig wiedergebe. Aber wenn das Zeug auf den Boden fällt, da verrottet da relativ wenig. Und es gibt wesentlich schönere Lösungen, bessere Lösungen, die auch optisch meiner Meinung nach schöner sind. Aber das liegt ja im Auge des Betrachters. Es ist so, vom NABU gibt es schöne Seiten, die beschreiben, welche Pflanzen sinnvoll sind, sodass man auch über das Jahr kommt. Es gibt unter anderem Vogelschutzhecken, die man sich anschauen kann, dass man quasi, wenn man eine Hecke pflanzt für verschiedene Insekten – also auch Schmetterlinge, vielleicht auch etwas, was mehr Beine hat als die Bienen – eine schöne Nahrungsgrundlage oder auch ein Wohnort quasi schaffen kann, sodass das dann natürlich wieder Auswirkungen hat auf die gesamten Geschichten und da hat jeder die Möglichkeit. Man muss ja auch nicht immer diese Blühmischung sich in den Garten schmeißen, was dann für viele auch – was ich auch verstehen kann – ein bisschen wie Unkraut aussieht, wenn dann die Hälfte der Blumen vertrocknet ist und da dann nochmal andere wieder gerade dazwischen wachsen. Naja, es gibt ja auch die Möglichkeit mit verschiedenen Staudenbeeten übers Jahr zu arbeiten. Lavendel ist was, was unheimlich viel angeflogen wird von verschiedenen Insekten. Und dann kann ich dafür sorgen, dass halt auch optisch schön meine Blumenbeete über das Jahr verteilt blühen. Das braucht dann natürlich ein bisschen mehr Pflege als ein Steingarten und dann bin ich schon wieder abgeschweift.
Alstein: Nee, nee, gar nicht. Ist alles richtig.
Siegling: Also um die Bienen – das war das Eingangsstatement – also um die Bienen, mache ich mir relativ wenig Sorgen, denn damit kann man im Zweifelsfall noch ein bisschen Geld verdienen. Und der Honig kann verkauft werden. Das, was wir nicht bemerken: Ich sehe inzwischen sehr selten Schmetterlinge. Auch andere Insekten, die ich aus meiner Kindheit eigentlich im Garten kenne, die ich oft gesehen habe, kommen mir heute kaum noch unter. Wenn ich heute mal einen braunen Schmetterling Admiral, weiß ich auch nicht, ob das jetzt wieder richtig ist …
Alstein: Gerade gestern hab’ ich einen gesehen und es war ein Ereignis für all die Leute, die hier drum herum standen. Haben plötzlich alle Handys rausgeholt und Fotos gemacht. Es war wie eine exotische Erscheinung tatsächlich.
Siegling: Und da bringen diese Flächen glaub ich schon relativ viel. Das ist aber kein Allheilmittel. Man muss eigentlich an relativ vielen Stellen noch ansetzen und ich glaube, dass die Oasen in verschiedenen Privatgärten da schon für Insekten auch sehr hilfreich sein könnten.
Alstein: Ja also naja, es ist doch im Grunde wieder die alte Leier, sag ich jetzt mal so ein bisschen flapsig: Jeder kann seinen kleinen Anteil liefern, ohne sich da krumm zu machen, dafür groß. Um jetzt nochmal zum Abschluss vielleicht nochmal ganz kurz den Link zur Universität zu bekommen. Kann die Uni denn da auch ihren Anteil besser leisten; mehr leisten?
Siegling: Na also …
Alstein: Oder machen wir es schon ganz gut? Kann ja auch sein.
Siegling: Also ich sage es mal so: Es gibt ja eine Gärtnerei in der Uni. Und als ich am Anfang hier hausieren gegangen bin und versucht habe, verschiedene Standorte zu finden, da bin ich immer sehr auf eine Abwehrhaltung gestoßen von den jeweiligen Verantwortlichen. Jemand, der sich jetzt wiedererkennt, soll sich bitte nicht kritisiert fühlen. Ich kann die Vorbehalte immer verstehen.
Alstein: Das sind die nächsten Gäste dann.
Siegling: Und als wir aber mit der Gärtnerei in Kontakt kamen, die haben am ersten Standort das war das alte Heizhaus am Wissenschaftshafen, wo da ein großer Schornstein noch stand und ich glaube immer noch steht; die haben dann gleich Büsche drum gepflanzt und waren auch sehr hinterher. Und jetzt am neuen Standort war Verständnis. Da war Fürsprache da. Also ich glaub’ an der Stelle ist da auch schon ein gutes, eine positive Einstellung zu da und es gibt ja die Blühflächen, die jetzt teilweise halt gemacht werden. Ich denke, dass die Uni sich da schon – gerade die Verantwortlichen, die damit zu tun haben – schon ein paar Gedanken machen, dass das schon ganz gut ist. Und ansonsten ist es so, dass man davon halt mehr braucht. Also in der Stadt Magdeburg, die hat viele Grünflächen noch. Es war in den letzten zurückliegenden Jahren so, dass da tatsächlich immer ein bisschen was blüht. Inzwischen sehen wir ja auch hier, wenn wir jetzt von uns aus über die B1 gucken, auf das unbebaute Gelände da. Es wird nur noch der Rand gemäht, in der Mitte bleibt stehen. Das, denke ich, sind alles gute Zeichen. Ich glaube, das ist ein Bewusstsein, was langsam wächst; mehr machen kann man natürlich immer. Aber ich glaube, das geht so langsam in die Breite. Es ist so, dass vom Imker-Verein – ich kann die Namen jetzt leider nicht nennen, ansonsten würde ich euch gern lobend erwähnen – aber gab es auch eine Initiative von Imkern, die unterwegs waren und sich um die Blühflächen gekümmert haben. Und auch da ist ein Bewusstsein da. Da geht es ja nicht um die Bienen. Also wenn ich da jetzt eine Blühfläche in der Stadt habe. Das ist jetzt nicht so, dass da kiloweise Honig rausfällt, wenn die blühen, die Bienen dahinfliegen. Da geht es tatsächlich dann um die anderen Insekten, die wir halt eigentlich nicht so sehr intensiv wahrnehmen.
Alstein: Okay, wir sind glaube ich weit, weit über der Zeit. Das spricht aber für das interessante Thema und das wollte ich gerade auch nochmal sagen. Total spannend. Vielleicht müssen wir mit der Gärtnerei zusammen nochmal ein Podcast machen oder sowas. Und ich glaube, Frau Rümland vom Nachhaltigkeitsbüro, die vielleicht gerade zuhört – schöne Grüße – freut sich gerade. Wir müssen aber trotzdem leider zum Ende kommen. Es gibt noch immer eine Abschlussrubrik, die müssen wir jetzt noch schnell machen mit der Bitte um eine kurze Vervollständigung der folgenden Sätze. Erster Satz: Ich als Wirtschaftsinformatiker lerne von den Bienen …
Siegling: … Gelassenheit, Organisation und den Blick auf andere Dinge als nur Computer.
Alstein: Okay. (lacht) Höre ich Varroa-Milbe, dann …
Siegling: … werde ich traurig, weil das ein Bild unserer Globalisierung mit ihren negativen Auswirkungen ist.
Alstein: Oh ja schön. Danke, kurz war ich überrascht. (lacht) Und letztes, habe ich hier nicht hingeschrieben, damit du dich nicht drauf vorbereitest: In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit …
Siegling: … war eine Biene sehr bekannt.
Alstein: Von der sprach alles weit und breit. Super. Aber dann hab’ ich noch was. Ja, cool.
Siegling: Dankeschön.
Alstein: Hätte ich gar nicht gedacht, aber ich glaube, das musst du dir oft anhören, oder? Diese Biene-Maja-Story ist irgendwie, wenn man Imker ist?
Siegling: Nee, der Zeitgeist ist inzwischen bei anderen Sachen. Aber das findet auch statt. Aber nicht so oft.
Alstein: Okay, damit sind wir am Ende. Vielen, vielen Dank für deinen Besuch und vielen Dank an Sie da draußen fürs Zuhören, wo auch immer das sein mag. Wenn Sie, nochmal der Hinweis, wenn Sie mal das probieren wollen, was Herr Siegling mit seinen Bienen zusammen produziert, können Sie das im Unishop hier auf dem Campus erwerben. Und wenn Sie selber mal Gast sein möchten, hier in dieser Sendung entweder, weil Sie „Biene Maja“, den ganzen Song von Karel Gott, singen können oder aus irgendeinem anderen Grund auch meinen, Sie möchten hier mal in unser Studio kommen, dann sehr gerne. Schreiben Sie eine E-Mail an: oder nutzen Sie einen anderen Kanal, der uns erreicht. Und wenn Sie möchten und falls nötig, werden Ihre Nachrichten natürlich von uns auch vertraulich behandelt. Dann bleibt mir nur zu sagen: Machen Sie es gut. Vielen Dank nochmal an André! Ihnen einen schönen Sommer und lassen Sie sich nicht verrückt machen. Tschüss!
Introstimme: „In die Uni reingehört“ – Der Podcast zur Arbeitswelt an der OVGU.