Montagmorgen, 7:10 Uhr, Hörsaal 5, die Plätze füllen sich. 7:15 Uhr, der Dozent tritt an das Pult, bringt seinen Laptop in Stellung, greift zum Mikrofon. Langsam legt sich aufmerksames Schweigen über die Sitzreihen. 7:20 Uhr, der Dozent spricht ein freudiges „Guten Morgen!“ in sein Mikrofon, doch es bleibt still. Der morgendliche Gruß wird nicht verstärkt, nicht weitergeleitet, weder in die letzte, ja noch nicht einmal in die 1. Reihe. Das Mikro gibt keinen Mucks von sich. Eine Situation, die so oder so ähnlich sicher schon viele Dozierenden und Vortragenden erlebt haben.
„Dann wurde es für uns hektisch“, erzählt Jochen Kluge vom Sachgebiet Medientechnik, denn dann kamen die aufgeregten Anrufe und er und seine Kollegen wussten oft gar nicht, in welchen Hörsaal sie zuerst laufen sollten. „Klar, die Mikrofone funktionieren nur mit ausreichender Akku-Ladung. Die kann nur realisiert werden, wenn die Mikrofone nach einer Veranstaltung wieder korrekt in die Ladeschale eingesetzt werden.“ Leider passiert es immer wieder, dass die Mikrofone gar nicht oder eben nicht mit Kontakt in die Ladeschale gesetzt werden. „Wir konnten das bisher nicht vor Ort kontrollieren, denn dazu hätten wir ständig die Hörsäle ablaufen müssen. Und das bei sechs Hörsälen auf dem Campus, da wären wir schon recht sportlich unterwegs und hätten für nichts anderes mehr Zeit. So kam es immer wieder zu Tiefentladungen der Akkus und damit zum Ausfall der drahtlosen Funkmikrofone“, beschreibt Sachgebietsleiter Kluge die Situation. Die Vorlesungen oder Vorträge begannen verspätet, die Vortragenden waren verärgert, die Studierenden wurden unruhig, die Techniker waren gestresst und alle genervt.
„Dem musste Abhilfe geschaffen werden“, erinnert sich Jochen Kluge. „Schließlich traf es auch externe Vortragende, die für ihre Veranstaltungen einen Hörsaal gemietet hatten. Der Ausfall der Technik zu den Veranstaltungen ist ja auch öffentlichkeitswirksam. Das Beste wäre es also, die Drahtlosmikrofone in den Hörsälen vom Servicebüro der Medientechnik aus überwachen zu können. Ein Austausch der Mikrofone und Ladeschalen mit entsprechend neuer Technik ist viel zu teuer. Außerdem funktioniert ja alles prima. Die Mikrofone sind auf einem technisch sehr guten Stand. Warum sollten wir alles austauschen. Das ist doch nicht nachhaltig. Letztendlich sind es ja quasi nur Bedienfehler, oft Unachtsamkeiten.“
Können wir da nicht irgendwie selbst Abhilfe mit einer zentralen Überwachung der Ladeschalen schaffen? Mit seinem Ansinnen wandte er sich an Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich vom Lehrstuhl Integrierte Automation am Institut für Automatisierung. „Können wir", bestätigte Professor Diederich und machte sich mit seinem Team an die Arbeit. Internetbasiert sollte die Lösung sein, mit modernsten Internet-of-Things-Technologien, und über das IT-Netz der Uni zu realisieren. Alle Ladeschalen der Funkmikrofone wurden mit einer zusätzlichen Hardware ausgerüstet. Raspberry Pi, ein Rechner im Taschenformat mit WLAN Anschluss, war für Professor Diedrich und seine Mitarbeiter die richtige Plattform. „Auch das Senden von E-Mails oder Twitternachrichten sind möglich", erläutert Prof. Diedrich.
Grafische Übersicht der Mikrofone in den Hörsälen der Uni Magdeburg
Richard Zabries, Mitarbeiter der Medientechnik, hat die Ladeschalen konfektioniert und in den Hörsälen zum Einsatz gebracht. Mit diesen Ladeschalenerweiterungen können nun die einzelnen Mikrofone in den Hörsälen zentral überwacht werden. Erfasst werden Ladezustand und Temperatur. Stimmt etwas nicht leuchtet ein virtuelles rotes Lämpchen. Jochen Kluge und sein Team sind alarmiert und können sofort eingreifen. Die ersten Bewährungsproben zu Beginn des Semesters hat das Überwachungssystem bereits bestanden. Nachdem coronabedingt die Mikrofone in den Hörsälen Pause hatten, müssen sie nun wieder fit sein für die Vorlesungen und die Mitarbeiter der Medientechnik haben sie alle im Blick, dass sie es auch zu jeder Zeit sind.