„Exzellente Wissenschaft braucht Diversität und Originalität“, beschreibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Bedeutung von Vielfalt für Forschungseinrichtungen. Die Unterschiedlichkeit von Bildungsbiografien, kulturellen Prägungen und sozialen Hintergründen als Chance zu verstehen, dabei können Universitäten eine Vorreiterfunktion übernehmen. Denn Diversität bedeutet zugleich auch noch stärker auf Chancengleichheit zu achten. Deshalb braucht, wer es mit Diversität und Chancengleichheit ernst meint, viele Akteure und Akteurinnen. Eben weil unsere Universität es ernst meint, hat sie anlässlich des 9. Deutschen Diversity Tages auf dem Campus ein „Netzwerk Chancengleichheit & Diversität“ gegründet. Das erste seiner Art an einer Hochschule in Sachsen-Anhalt. Und die OVGU hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet, eine Initiative von Arbeitgebenden zur Förderung von Vielfalt in Unter- nehmen und Institutionen. Damit verpflichtete sie sich, noch bestehende Barrieren bei der Chancengleichheit in Forschung, Lehre und Studium sowie im tagtäglichen Arbeitsumfeld abzubauen, die Teilhabe aller am universitären Alltag zu stärken und sich gezielt den Herausforderungen zu stellen, die eine große Vielfalt von Kulturen, Weltanschauungen sowie Arbeits- und Berufswelten beinhaltet.
„Universitäten wie die unsere sind durch große Heterogenität geprägt“, betont Professorin Borna Relja, Prorektorin für Forschung, Technologie und Chancengleichheit und Sprecherin des Netzwerks. „Unabhängig von Geschlecht und geschlechtlicher Identität, von Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, von Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität sollen alle Mitglieder der universitären Gemeinschaft, Beteiligung und Wertschätzung erfahren.“ Ziel der künftigen Netzwerkarbeit sei es, den Nutzen von Vielfalt für alle Angehörigen der Universität erlebbar zu machen, dabei aber Hindernisse und Barrieren auf dem Weg dahin nicht zu leugnen, sondern aktiv und gemeinsam nach guten Lösungen zu sucheMit dem neuen Netzwerk soll deshalb ein starker Verbund geschaffen werden, der die Bereiche Gleichstellung, Familie, Beeinträchtigung und Behinderung, Antidiskriminierung und Nachwuchsförderung sowie die Themen Gender-/ Diversityforschung und Chancengleichheit eint. Es werden Kompetenzen gebündelt und Synergien genutzt, um beispielsweise die Gewinnung von Studierenden und Personal diversitätssensibel zu gestalten und damit eine größere Gruppe von Interessentinnen und Interessenten anzusprechen – #demografische Diversität – oder die Drittmittelakquise zu stärken, denn viele Studien belegen den größeren Erfolg heterogener Forschungsteams – #kognitive und fachliche Diversität. „Maßnahmen gemeinsam zu verfolgen und dafür die verschiedensten Kompetenzen zur Förderung und Realisierung von Chancengleichheit für alle zu nutzen, macht die Maßnahmen natürlich viel wirkungsvoller“, weiß Borna Relja. Dazu gehörten beispielsweise eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr Inklusion oder intensivere Marketingaktionen wie Messeauftritte, Webseiten und Events, das Hissen der Regenbogenflagge vor der Universität während der Christopher-Street-Day-Aktionswochen oder die Übernahme der Schirmherrschaft durch das Rektorat für Forschung, Technologie und Chancengleichheit für den von der queeren Hochschulgruppe OVGUpride organisierten Aktionstag „Campus Pride“. Zudem würden über das Netzwerk Entwicklungsziele definiert, aber auch gemeinsam deren Messbarkeit und Evaluationsstrategien bestimmt.
Universitäten und Hochschulen sind sowohl Orte der Wissensgenerierung als auch Impulsgeber für gesellschaftliche Weiterentwicklung: Allen Menschen gleichermaßen Zugang zu akademischer Bildung zu ermöglichen, ist deshalb eine wichtige Aufgabe. Diese erfolgreich zu erfüllen, hängt wesentlich davon ab, wie es gelingt, die besten Talente in ihrer Verschiedenartigkeit zu gewinnen und ihnen immer wieder aufs Neue den entsprechenden Raum für die Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu bieten.
„Wenn wir es ernst meinen mit Diversität in Forschung, Lehre und Administration kann die OVGU attraktiver werden und damit gegebenenfalls den Rückgang von Studierendenzahlen und Personal besser ausgleichen. Neue Ideen für bunte Arbeits- und Studienstrukturen sind gefragt und die Offenheit, sich darauf einzulassen“, fasst Dr. Sandra Tiefel, Gleichstellungsbeauftragte unserer Universität, zusammen und führt unterschiedliche Möglichkeiten einer diversitätssensiblen Studierendenakquise an. Die OVGU müsse sich für nichttraditionelle Studierende öffnen und die Studienarchitektur für unterrepräsentierte Gruppen diversitätssensibler, fairer und inklusiver gestalten. Das gehe einher mit einer Entkopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft sowie der Verringerung der sozialen Selektivität. Begleitet werden könnten solche Prozesse z.B. durch ein sogenanntes Allyship, sprich Verbündete oder Verbündeter zu sein für jemandem, beizustehen, zuzuhören und für Betroffene einzustehen und Horizonte zu erweitern. Viele Kompetenzen und Expertisen für die strategische Zielsetzung von Chancengleichheit und Diversität schlummerten in Lehrstühlen und Professuren, ist sich die Gleichstellungsbeauftragte sicher. Das Ausloben von Preisen oder Anschubfinanzierungen für innovative Ideen für E-Learning-Tools oder Angebote zur Gewinnung von Studierenden könnten solche Potenziale fördern. Aktuell läuft die Diversity Challenge der OVGU, bei der noch bis Ende September Ideen für eine „Universität für alle!“ eingereicht werden können.
Nicht zuletzt tragen gender- und diversitätssensible Medien- und Webkonzepte sowie -designs zu Chancengleichheit, Diskriminierungsfreiheit und einem wertschätzenden Umgang miteinander bei. Auch hier gilt es, neu zu denken, gemeinsame Standards für inklusive Kommunikation zu etablieren. (Bild)Sprache spielt eine entscheidende Rolle, Diversität sichtbar zu machen, beeinflusst Wahrnehmung, schafft Realität und Strukturen – #inklusive (Bild)Sprache. „Diversität in Studium und Lehre, Diversität in der Forschung, Diversität in der Personalpolitik, in Management und Förderung bedeutet für uns in erster Linie zusammen denken und folglich gemeinsam handeln, bedeutet interne und externe Kommunikation, Partizipation sowie Inklusion“, bekräftigt Prorektorin Relja. „Das ermöglicht uns, die mit Diversität verbundenen Herausforderungen offen zu kommunizieren und sie in unsere Strukturen, Instrumente und Maßnahmen, unserem Profil entsprechend, aufzunehmen. So kann uns ein diskriminierungsfreier Umgang mit unterschiedlichen sozialen und persönlichen Voraussetzungen für das Studieren und Arbeiten an der OVGU und darüber hinaus gelingen. Durch die stetige Sensibilisierung finden Themen wie Vielfalt, Inklusion, Akzeptanz und Toleranz immer mehr Berücksichtigung.“