Zentren tragen als interdisziplinäre wissenschaftliche Einrichtungen wesentlich dazu bei, die Forschungsschwerpunkte unserer Universität nachhaltig zu stärken. Mit dem Paragrafen 99 des Landeshochschulgesetzes eröffnen diese Strukturen die Möglichkeit, unsere Forschungsprojekte und -profile unter Verantwortung der Hochschulleitung eng zu vernetzen – insbesondere auch mit außeruniversitären Einrichtungen. So entstehen Synergien für starke Forschungsverbünde und werden Ressourcen und Kompetenzen gebündelt. Durch die Schaffung von Zentren können wir als Universität interdisziplinäre Forschung optimal organisieren, gezielt wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und erfolgreich Drittmittel einwerben. An der OVGU existieren mit der Gründung von CAME und CHaMP 2021 jetzt vier solcher interdisziplinären Forschungszentren.
Center for Advanced Medical Engineering CAME
Das im Sommer 2021 gegründete interdisziplinäre Hochschulzentrum CAME „Center for Advanced Medical Engineering“ wird künftig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen neun Fakultäten der Uni Magdeburg eine noch engere Zusammenarbeit im erfolgreichen profilbildenden Forschungsschwerpunkt Medizintechnik ermöglichen. Die bereits seit vielen Jahren an der OVGU etablierten und sichtbaren Strukturen der Medizintechnik sowohl in Forschung, Lehre und Transfer werden in CAME strategisch institutionalisiert. Dabei stellt der Forschungscampus STIMULATE den Kern dieser Entwicklung dar, die nun mit dem Zentrum CAME thematisch erweitert wird und Methoden und Techniken für bildgebende Verfahren sowie bildgeführte Interventionen und minimalinvasive Therapien fokussiert.
Versuchsstand im CAME (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Eine Besonderheit von CAME sind Kooperationsplattformen als reale Netzwerkstrukturen für eine enge Zusammenarbeit aller Forschenden im Bereich der Medizintechnik. Der Aufbau einer zentralen Forschungsinfrastruktur für die biomedizinische Bildgebung ist zeitnah angestrebt. Ziel ist zum einen, auf dem Gebiet der Medizintechnik wissenschaftliche und technische Erkenntnisse zu gewinnen, zum anderen aber auch der Wissens- und Technologietransfer in die industrielle und klinische Anwendung sowie die Aus- und Weiterbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs im Bereich Medizintechnik. So soll die nationale und internationale Sichtbarkeit der Medizintechnik in Magdeburg erhöht werden.
Center for Health and Medical Prevention CHaMP
Das Forschungszentrum CHaMP verbindet über 65 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Fakultäten der Universität mit einem gemeinsamen Forschungsinteresse. Kernthema des Forschungszentrums ist die Prävention von Volkskrankheiten. Zentrale Elemente sind dabei die Weiterentwicklung einer personalisierten Medizin sowie der Präzisionsmedizin. Künftig soll es also möglich sein, Patienten und Patientinnen mit maßgeschneiderten, individualisierten Therapien zielgerichteter behandeln zu können und insbesondere Krankheiten durch gezieltes Vorbeugen gar nicht erst entstehen zu lassen. Für dieses ehrgeizige Vorhaben ergänzen sich im CHaMP unter anderem Fachleute aus der Molekularbiologie, Entzündungsforschung, Biosensorik, Nanotechnologie, hochauflösenden Mikroskopie sowie aus den Material-, Wirtschafts- und Humanwissenschaften.
Laboraufnahme im CHaMP (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Ein Ziel der künftigen Arbeit von CHaMP ist die Qualifikation interdisziplinär arbeitender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Promovierende mit Verbindung zum CHaMP sollen durch Thesis Committees unterstützt werden, die während der Promotion begleiten und beraten, wodurch die Promovierenden eine interdisziplinäre und intensive Doppelbetreuung durch Mentorinnen und Mentoren aus verschiedenen Fakultäten und Einrichtungen erhalten. Diese wird ergänzt durch Kurse, beispielsweise zu den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens, die auch bestehende „Sprachbarrieren“ zwischen der Biologie, Medizin, dem MINT-Bereich sowie den Wirtschafts- und Humanwissenschaften überwinden sollen.
Center for Behavioral Brain Sciences CBBS
Die neurowissenschaftliche Forschung in Magdeburg besitzt nationale und internationale Strahlkraft, insbesondere die Erforschung von Lern- und Gedächtnisprozessen auf allen Ebenen des Gehirns: von molekularen und zellulären Prozessen über neuronale Netzwerke bis hin zur Analyse komplexer Verhaltensmuster. Im 2007 gegründeten CBBS trifft dafür neurowissenschaftliche Grundlagenforschung auf klinische Forschung. Besondere Bedeutung hat im CBBS die parallele Betrachtung menschlichen und tierischen Verhaltens. Es werden humanexperimentell-klinische, tierexperimentell-systemphysiologische sowie molekulare und zelluläre Forschungsansätze verfolgt.
Hirnstrommessung im CBS (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Das CBBS vereint über 130 Forscherinnen und Forscher aus den Neurowissenschaften, der Molekular- und Zellbiologie, Psychologie, Biomedizin, aber auch den Ingenieur-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. Gemeinsam getragen wird es von der Uni Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg und bietet auch Wissenschaftlern vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen eine Methodik- und Technologieplattform. Aus dem CBBS sind mehrere DFG-geförderte Sonderforschungsbereiche hervorgegangen.
Zur Nachwuchsförderung wurde ein Graduiertenprogramm etabliert und Graduiertenkolleg in die SFBs integriert. Eine internationale Graduiertenschule verbindet Neurowissenschaften und Immunologie. Das CBBS beteiligt sich an den Studiengängen Integrative Neuroscience, Psychologie, Humanmedizin und Philosophie – Neurowissenschaften – Kognition.
Center for Dynamic Systems CDS
Das Forschungszentrum Dynamische Systeme verbindet ingenieurwissenschaftliche, systemtheoretische, mathematische und biologische Forschung an der Universität. Mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs Fakultäten sowie dem Max-Planck-Institut Magdeburg (MPI) arbeiten fachübergreifend zusammen, um komplexe dynamische Systeme zu analysieren, zu synthetisieren bzw. zu beeinflussen. Gemeinsames Ziel der verschiedenen Disziplinen ist es zum Beispiel neue und umweltschonende chemische Prozesse auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln, elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen und zu speichern sowie neue Wirkstoffe für die Biomedizin zu finden.
Versuchsstand im CDS (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)
Eine wesentliche Schnittstelle der interdisziplinären Forschung im CDS sind mathematische Modelle und Methoden. Sie erlauben eine rechnergestützte Simulation und Optimierung von Prozessen. Dabei können unterschiedliche Szenarien auf dem Computer simuliert werden und somit in Teilen aufwändige experimentelle Untersuchungen ersetzt bzw. ergänzt werden. Das Zentrum ist darüber hinaus wesentlich an Forschung und Lehre der Studiengänge Biosystemtechnik, Systemtechnik und Technische Kybernetik sowie Molekulare Biosysteme beteiligt. In der International Max Planck Research School Magdeburg, die gemeinsam mit dem MPI getragen wird, bzw. in zwei von der DFG geförderten Graduiertenkollegs wird wissenschaftlicher Nachwuchs qualifiziert.