Aus aller Welt kommen immer wieder Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dank eines Alexander-von-Humboldt-Stipendiums an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Mit ihrem Forschungsstipendium unterstützt die Alexander-von-Humboldt-Stiftung Postdoktorand*innen und erfahrene Wissenschaftler*innen aller Fachgebiete bei ihren Forschungsvorhaben in Deutschland. Ein Stipendium der Stiftung gilt als hohe Auszeichnung sowohl für die Geförderten als auch die Gastgeber. Derzeit ist Prof. Dr. Michael Böcher vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt für Nachhaltige Entwicklung Gastgeber von Dr. Richard Sufo aus Kamerun. Lisa Baaske sprach mit dem Humboldt-Stipendiaten über seine Forschung, seine Ziele und darüber, was es für ihn bedeutet, eine Humboldtianer zu sein.
Was haben Sie gemacht, bevor Sie an die Uni Magdeburg gekommen sind?
Ich wurde in Kamerun geboren, wo ich aufgewachsen bin und einen Teil meines Lebens studiert und gearbeitet habe. Im Herzen bin ich Geograph und habe meine ersten Schritte in dieser Disziplin in der geographischen Abteilung der Universität Dschang gemacht, wo ich meinen Master-Abschluss gemacht habe. Nach einigen Jahren Berufserfahrung in der Aktionsforschung habe ich dann meine Doktorarbeit an der Universität Le Mans in Frankreich geschrieben, die ich 2019 verteidigt habe.
Wie sind Sie an die Uni Magdeburg gekommen?
Nach einem wissenschaftlichen Aufenthalt an der Universität Göttingen habe ich am Lehrstuhl von Professor Krott gearbeitet, insbesondere mit Dr. Ongolo Symphorien, mit dem wir einen Artikel über Wissenstransfer veröffentlicht haben. Dieses Forschungsgebiet ist weitgehend verwandt mit dem von Prof. Dr. Michael Böcher, der ein Sonderheft mit unserem Artikel veröffentlicht hat. Wir blieben in Kontakt und ich bat ihn, mich bei meinem Projekt mit der Humboldt-Stiftung zu unterstützen. So bekam ich das Stipendium der Humboldt-Stiftung für eine Postdoc-Stelle am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Nachhaltige Entwicklung an der Universität Magdeburg. Für zwei Jahre werde ich nun in Magdeburg forschen.
Was bedeutet es für Sie, ein Teil der Humboldt-Familie zu sein?
Es ist eine unermessliche Chance, Teil der Humboldt-Familie zu sein. Es wird mir ermöglichen, Forschungserfahrung in der Politikwissenschaft zu sammeln, aber auch ein starkes Forschungsnetzwerk aufzubauen.
Woran forschen Sie?
Meine Forschung konzentriert sich auf das wissenschaftliche und einheimische Wissen, das im Zusammenhang mit dem Klimawandel produziert und verbreitet wird. Ich interessiere mich für den Prozess des Wissenstransfers durch das RIU-Modell im Rahmen von großen Programmen wie zum Beispiel Central African Forest Initiative (CAFI), United Nations Climate Change (UNFCCC) und Green Climate Fund. Das von Böcher und Krott (2016) entwickelte RIU-Modell bietet einen innovativen Ansatz, Wissenstransfer von der Forschung in Politik und Praxis zu organisieren. Es betont die Notwendigkeit einer Integrationsphase, um die Unterschiede zwischen Wissenschaft und Praxis zu überbrücken. Verschiedene Typen nichtakademischer Verbündeter sind notwendig, um eine Implementation von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen. Meine Arbeit zielt darauf ab, die Akteure zu ermutigen, das gesamte verfügbare Wissen zu berücksichtigen, aber auch eine angemessene Plattform zu schaffen, die einen Wandel herbeiführen würde. Mit meiner Arbeit möchte ich zum Erfolg von Projekten zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und damit zur Reduzierung des globalen Temperaturanstiegs beitragen.
Was finden Sie an Ihrem Forschungsgebiet spannend?
In meinem Forschungsbereich gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die miteinander verflochten sind und die jeweils für ihre eigenen Interessen kämpfen. Die Herausforderung besteht manchmal darin, Politiker, Wissenschaftler und die Zivilgesellschaft an einen Tisch zu bringen, aber es ist eine tägliche Freude, mit all diesen Akteuren zusammenzukommen, um sich auszutauschen und Ergebnisse zu erzielen, die in die Entscheidungsfindung einfließen können. Meine Ausbildung als Geograph und meine Erfahrungen in der forstwirtschaftlichen Forschung und an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis haben mich auf diesen faszinierenden Bereich ausgerichtet, in dem es um den Menschen und das Wissen geht, das er besitzt. In diesem Sinne halte ich es für sinnvoll, auf meinem bescheidenen Niveau einen Beitrag zu leisten. Ich möchte meine Kompetenzen im Bereich der politischen Analyse ausbauen und mehrere wissenschaftliche Artikel veröffentlichen, um am Ende meines Postdocs einen Bekanntheitsgrad zu erlangen, der es mir ermöglicht, in der internationalen Forschung fortzufahren.
Was erhoffen Sie sich von der Forschung in der Gruppe von Professor Böcher?
Ich bin mir sicher, dass mein Aufenthalt in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Michael Böcher ein geselliger Moment sein wird, der mir die Möglichkeit geben wird, mehr über die Konzepte zu lernen und die Mitglieder des Teams kennenzulernen. Das RIU-Analysemodell wird das Hauptelement sein, das es mir ermöglichen wird, meine Analyserahmen für den Wissenstransfer aufzubauen, aber auch vergleichende Analysen zwischen zwei globalen Waldgebieten durchzuführen: Zentralafrika und Südostasien (vor allem Indonesien und Vietnam). Geduld und Beharrlichkeit sind meine beiden Stärken, die es mir ermöglicht haben, alle meine Ziele zu erreichen, einschließlich der Erlangung dieses Stipendiums der Humboldt-Stiftung.
Was gefällt Ihnen bisher an der Uni und in Magdeburg am meisten?
Das Arbeitsumfeld ist sehr angenehm und friedlich, und die Kollegen sind sehr freundlich. Dies bietet einen Rahmen für ein friedliches Arbeiten. Magdeburg ist eine saubere und friedliche Stadt. Ich habe den Weihnachtsmarkt sehr genossen, der sehr charmant und kosmopolitisch war.