Der Klimawandel beeinflusst schon jetzt viele Bereiche unserer Umwelt – allen voran unsere Wälder. Obwohl verschiedene Faktoren bei der Problematik eine Rolle spielen, können schon kleine Taten einen großen Unterschied machen. Ein Projekt von zwei Magdeburger Studierenden wählt einen neuen Ansatz, um dem Waldsterben entgegenzuwirken. Denn bei „Zimmerwald“ beginnt die Aufforstung bereits im eigenen Wohnzimmer.
Sebastian Plessner ist Gründer vom Projekt „Zimmerwald“ und studiert im 6. Semester den Masterstudiengang Volkswirtschaftliche Politikanalyse an der Uni Magdeburg. Durch den Forstbetrieb seines Vaters hatte er schon früh Berührungspunkte mit den heimischen Wäldern. Als 2018 das Orkantief Friederike enorme Schäden am Forst verursachte, fällt bei ihm der Handlungsentschluss. Nicht nur die konventionelle Aufforstung soll unterstützt werden, sondern auch das Bewusstsein der Menschen für den Wald. „Da nicht alle Städte so grün sind wie Magdeburg, wissen viele Leute nicht, wie man sich im Wald verhält, welche Baumarten es gibt und wie es um den Wald in Deutschland generell steht. Deshalb bringen wir den Wald zu den Menschen“, berichtet der 26-jährige.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Bei „Zimmerwald“ werden kleine Bäume im Komplettpaket mit speziell abgestimmtem Topf und Erde geliefert und ersetzen so oftmals aufwendig importierte Zimmerpflanzen. Die pflegeleichten Bäume können problemlos einige Jahre in den eigenen vier Wänden verweilen und anschließend im eigenen Garten oder einem geeigneten Wald eines Partnerforsts eingepflanzt werden. „Wir möchten damit eine Brücke bauen und die Aufforstung in Deutschland sowie das Bewusstsein und die Achtsamkeit für den Wald in einem kleinen Rahmen unterstützen“, so Plessner.
Unterstützung durch studentische Initiative
Ein Vorhaben, was viel Mühe und Hingabe erfordert. So wurde das Projekt innerhalb von vier Jahren zunächst organisatorisch aufgebaut. „Wir müssen wissen, welche heimischen Bäume mit den Klimaveränderungen klarkommen und welche Bäume man im Zimmer ziehen kann“, erklärt Sebastian Plessner. Die Corona-Pandemie sorgte zusätzlich für erschwerte Bedingungen. Um einen besseren Anschluss an andere Studierende zu finden, trat Gründer Sebastian deshalb der studentischen Initiative „Enactus“ bei. Diese unterstützt Magdeburger Studierende aller Fachrichtungen bei der Gründung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozial nachhaltigen Start-ups. Nicht nur Fachwissen soll hier vermittelt werden, sondern auch der Kontakt unter engagierten Studierenden. Es bot sich also an, das Projekt Zimmerwald auch über Enactus weiterzuentwickeln; und dadurch sogar neue Mitglieder zu gewinnen.
Im Moment ist das Zimmerwald Projekt gemeinnützig. Unter den bisherigen Baumpaten finden sich verschiedene Akteure der Uni Magdeburg, mehrere Unternehmen aber auch einige Privatpersonen. Zudem wird die Initiative durch viele regionale Unternehmen und Institutionen unterstützt. Die Resonanz ist bemerkenswert, denn mittlerweile sind die praktischen Zimmerbäume sogar in mehreren Bundesländern zu finden, u.a. Niedersachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein. „Ich bin sehr zufrieden mit unserem Projekt und es erfüllt mich täglich mit Freude zu sehen, wie wir als kleines, privates Projekt der Natur etwas zurückgeben können. Allein die Bäume, die wir jetzt schon verteilt und ausgepflanzt haben, sind Beweis genug, dass man mit kleinen Mitteln etwas Gutes für die Umwelt schaffen kann“, erzählt der Masterstudent. Die Planung für die Zukunft des Projekts läuft mit viel Kreativität und Leidenschaft weiter. Für das nächste Jahr ist beispielsweise eine Kampagne zur Vermeidung von Waldbränden geplant, auch eine Kooperation mit der Uni Magdeburg können sich die Gründer gut vorstellen.