Auf wackeligen Kinderfüßen tapert die kleine Lilija zielstrebig auf das Spielzeugxylophon zu und bearbeitet es inbrünstig. Einen Augenblick später unterbricht sie ihr Tun und schaut mich, Bewunderung heischend, aus ihren großen Kulleraugen an, um dann sogleich damit fortzufahren, dem kleinen Musikinstrument Töne zu entlocken. Möglichst laut. Gerade ist sie ein Jahr alt geworden. Sie kennt sich gut aus im Eltern-Kind-Zimmer im Gebäude 18. Während Mama Laura Kundler in der Vorlesung sitzt oder in der Bibliothek arbeitet ist sie hier oft mit dem Babysitter und macht Musik, spielt, tobt, schläft. Auch im Eltern-Kind-Zimmer im Gebäude 40 weiß Lilija gut Bescheid. Denn im Gebäude 40 besucht die Mama den Großteil ihrer Lehrveranstaltungen. Sie studiert in Teilzeit im Bachelorstudienprogramm European Studies erzählt sie mir, musikalisch begleitet von ihrer jüngsten Tochter. Sie nutzt die Eltern-Kind-Zimmer gern, so dass sie immer in der Nähe der Kleinen sein kann. „Der Babysitter ruft an, sollte irgendetwas nicht klappen“, sagt die junge Mutter. Vom vielen Musizieren und Spielzeug aus dem Regal Ein- und Aussortieren ist Lilija hungrig geworden. Laura Kundler stillt sie und erzählt weiter: „Es ist schon vorgekommen, dass das Telefon während des Seminars geklingelt hat, weil Lilija Hunger hatte. Da konnte ich schnell zum Stillen vorbeischauen, ist ja alles nicht weit. Das ist sehr praktisch.“
Laura Kundler und Tochter Lilija im Eltern Kind Zimmer im Gebäude 18 (Foto: Harald Krieg / Uni Magdeburg)
Die Studentin ist sehr sprachbegabt, spricht Spanisch, Polnisch, Französisch, Russisch, Englisch. Und doch wollte sie nicht nur Sprachen studieren. Entschied sich für European Studies, weil neben den Sprachen auch Politik, Kulturwissenschaften, Mathematik, Wirtschaftswissenschaft zum Studium gehören. Eine gute Mischung meint sie. Sie ist sehr zufrieden hier an der Uni, obwohl ihr die Bewältigung des Alltags ein straffes Zeitmanagement abverlangt. Und der Papa sei ja auch noch da. Das klappe ganz gut, auch bei der Zusammenstellung des Stundenplans. Außerdem sei der Fachstudienberater auch der Familienbeauftragte der Fakultät für Humanwissenschaften. Das passt. „Hausarbeiten schreibe ich aber nicht so gern, weil ich die Kinderbetreuung oft nur für zwei oder drei Stunden organisieren kann“, berichtet sie. „Kaum habe ich mich da eingearbeitet und die ersten Gedanken zu Papier gebracht, ist die Zeit oft auch schon wieder um.“ Die Babysitter findet sie über Aushänge an der Uni.
Was nutzt sie denn noch so von den Angeboten des Familienbüros, will ich wissen. Manchmal den Wickelraum im CSC, der sei so schön ebenerdig und mit Kinderwagen gut zu erreichen. Einmal war sie auch beim Familienbrunch. Das war sehr schön vorbereitet, mit viel Aufwand, aber leider gibt es immer wieder auch Terminschwierigkeiten und den Wunsch, die wenigen freien Stunden am Wochenende als Familie gemeinsam zu nutzen. Sehr praktisch findet Laura Kundler übrigens, dass überall auf dem Campus freies WLAN ist. Das erleichtere vieles.
Lilija macht ein Nickerchen während wir uns unterhalten. Es wird nicht sehr lange dauern, denn bald muss Laura Kundler los. Sie holt ihre beiden älteren Söhne, die Zwillinge, aus dem Kindergarten ab und bringt sie zum Campuskinderzimmer am Medizinercampus, weil dort die Betreuung länger möglich ist. Dann schnell zurück zum Uni-Platz oder Gebäude 40 in die Zschokkestraße, denn um 13Uhr beginnen in diesem Semester ihre Vorlesungen.